Wien: Hochburgen und Jämmertäler der Kandidaten

BP-WAHL: HOFBURG - VAN DER BELLEN / HOFER
BP-WAHL: HOFBURG - VAN DER BELLEN / HOFER(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Die einen fühlen sich bestätigt, die anderen wollen das Ergebnis nicht mit ihrer Arbeit in Verbindung bringen. In den Bezirken reichen die Reaktionen auf die Wahl von Entsetzen bis zu massiver Kritik an der eigenen Partei.

Wien. Das rote Wien ist grün-blau. Das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl färbte 20 von 23 Bezirken neu ein – nur in Neubau, Währing (beide grün) und Simmering (blau) blieb alles beim Alten. Wo die Kandidaten besonders gut und besonders schlecht abschnitten – und was Bezirksvorsteher dazu sagen.

1. Bezirk: In der bürgerlich-schwarzen Hochburg gewann Alexander Van der Bellen das Rennen (35,4 Prozent) – Irmgard Griss fuhr hier mit 28,5 Prozent ihr bestes Ergebnis ein und zog vermutlich vor allem der ÖVP Stimmen ab. Trotzdem holte auch der schwarze Spitzenkandidat Andreas Khol hier sein bestes Ergebnis, mit 11 Prozent lag er allerdings deutlich hinter Griss. Im Wien-Schnitt brachte es Kohl auf sechs Prozent. Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP): „Das war keine parteipolitische Wahl, sondern eine Persönlichkeitswahl, daraus resultiert das Ergebnis.“ Mit dem Spitzenkandidaten dürfte er demnach nicht sehr zufrieden gewesen sein.

Die Presse

6. Bezirk: Van der Bellen und Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wohnen beide in Mariahilf. Van der Bellen gewann das Match mit 49,3 Prozent. Hundstorfer holte im roten Bezirk nur acht Prozent – eines seiner schlechtesten Ergebnisse. SPÖ-Bezirksvorsteher Markus Rumelhart: „Es ist ein entsetzliches Ergebnis.“ Mit der zunehmenden Radikalisierung zeichne sich eine Lagerspaltung ab. Dazwischen sei Hundstorfer mit seiner brückenbauenden Politik zerrieben worden. Rumelhart wählt nun Van der Bellen.

7. Bezirk: Hochburg von Alexander Van der Bellen. Er holte im grünen Bezirk 53 Prozent. Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger: „Wir sind der einzige Bezirk Österreichs, wo die Grünen eine Absolute geschafft haben. So unerfreulich das Wahlergebnis österreichweit ist, freuen wir uns darüber.“

9. Bezirk: Traditionell ist der neunte Bezirk rot, trotzdem fuhr Rudolf Hundstorfer am Alsergrund sein schlechtestes Ergebnis in einem roten Bezirk ein (7,8 Prozent). Die Wähler am Alsergrund seien für eine Politik der Weltoffenheit und Vielfältigkeit, erklärt Bezirksvorsteherin Martina Malyar (SPÖ). Mit der Wahl sei die Regierung abgestraft worden. Eine Politik, die sich am Schmidl ausrichte, sei nicht besser, als wenn sie der Schmid selber macht, sagt Malyar, die den Schwenk der Bundes-SPÖ in der Flüchtlingsfrage kritisiert. „Die Menschen mögen es, wenn man Rückgrat zeigt, dadurch erwirbt man sich Respekt.“ Es brauche eine gute Analyse und Konsequenzen, um sozialdemokratische Politik zu machen. Nachsatz: „Es ist klar, dass Inhalte und Personen miteinander verknüpft sind.“

8. Bezirk: Alexander Van der Bellen schaffte sein drittbestes Ergebnis (47,6 Prozent) in der schwarz-regierten Josefstadt. Bezirksvorsteherin Veronika Mickel wundert das nicht, seit 2000 gebe es eine rot-grüne Mehrheit im Bezirk. Zum schlechten Abschneiden von SPÖ und ÖVP sagt sie: „Die Politik des alten Stils ist abgewählt worden.“ Die Josefstadt war übrigens auch der Bezirk mit der höchsten Wahlbeteiligung (74,6 Prozent). Der Bezirk mit der niedrigsten Wahlbeteiligung war Favoriten, hier wählten gerade einmal 55,8 Prozent.

11. Bezirk: Norbert Hofer (FPÖ) erzielte sein bestes Ergebnis in Simmering. (41,2 Prozent.) Wiens einziger blauer Bezirksvorsteher Paul Stadler sieht sich bestätigt: „Die Personen, die mich gewählt haben, haben nun Hofer gewählt. Ich dürfte gut arbeiten, sonst hätten mir die Wähler eine verpasst.“

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