Akademikerball: Mölzer zeigt Wiener Polizeichef an

Akademikerball: Mölzer zeigt Wiener Polizeichef an
Akademikerball: Mölzer zeigt Wiener Polizeichef anAPA/HERBERT P. OCZERET
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Der FPÖ-Politiker wirft der Polizei vor, Attacken auf Ballbesucher "billigend in Kauf genommen" zu haben. Die freiheitlichen Studenten zeigen die Salzburger ÖH an.

Nach der heftigen Kritik der FPÖ am Einsatz der Wiener Polizei bei den Protesten gegen den Akademikerball gehen einige Freiheitliche jetzt noch weiter: Am Wochenende und am Montag wurden reihenweise Anzeigen angekündigt.

Er werde "umgehend" Strafanzeige gegen den Wiener Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl einbringen, kündigte der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer in einer Aussendung an. Es habe "offensichtlich Weisungen von höchster Stelle gegeben, die Ballbesucher den Angriffen der linksradikalen Anarchos auszusetzen." Mölzer kritisiert, dass Demonstrationen unmittelbar an den Eingangsbereichen der Hofburg genehmigt wurden. Die Polizeiführung habe offenbar "billigend in Kauf genommen", dass Demonstranten Ballbesucher bedrohen und attackieren konnten.

Er selbst und seine Begleitung seien am Freitagabend Opfer massiver verbaler und tätlicher Gewalt geworden, erklärte Mölzer in der Aussendung. Am Abend des Balls hatte der EU-Abgeordnete auf "Twitter" geschrieben: "Nicht nur Farbbeutel! ... stinkbomben, Eier uvm dienten als Wurfgeschosse! Frauen wurden beschimpft u bespukt. Angst um Leib u Leben war mitten im Gerangel wohl nicht unbegründet! Va. Sorge um Frauen, die unsere Gruppe (6 Pax) begleiten!"

Neben dem Polizeipräsidenten will Mölzer auch den Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Peter Gridling, anzeigen. Dessen Behörde habe es verabsäumt, "Anarchotourismus" aus Deutschland zu unterbinden. Auch eine Anzeige gegen die ÖH-Funktionärin Janine Wulz kündigt Mölzer an. Er habe sie "unter den gewalttätigen Anarchos eindeutig erkannt".

Pürstl: "Kritikern fehlt Sachverstand"

Der Wiener FP-Gemeinderat und Ball-Organisator Udo Guggenbichler drohte Polizeichef Pürstl am Montag ebenfalls mit einem "gerichtlichen Nachspiel". Man prüfe derzeit die juristischen Möglichkeiten.

Pürstl hatte am Samstag zur Kritik der FPÖ gesagt, wer bei einem Polizeieinsatz dieser Größenordnung wegen vier leichtverletzten Personen von einem "Versagen der Wiener Polizeiführung" spreche, dem fehle jeder Sachverstand auf dem Gebiet polizeilicher Strategien. Pürstl erinnerte die FPÖ außerdem daran, dass die Ballveranstaltung seit Jahren schwere Proteste auslöse und überhaupt nur dank der Einsätze der Wiener Polizei stattfinden könne.

Salzburg: ÖH-Gelder für Fahrt zur Demo

In Salzburg sorgt unterdessen ein ÖH-Sponsoring der Fahrtkosten zur Demonstration für Aufregung. Die Salzburger Hochschülerschaft bot auf ihrer Homepage an, Zugtickets für Personen, die in Wien gegen den Ball demonstrieren wollen, zu bezahlen. Der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) sieht darin eine zweckfremde Verwendung der Mittel und will die ÖH wegen Untreue anzeigen.

Der ÖH-Vorsitzende Simon Hofbauer (GRAS) bezeichnet das als "typische FPÖ-Reaktion": "Die sind sauer, weil vor der Hofburg mehr Akademiker waren als in der Hofburg und so wenig Gäste wie schon lange nicht mehr gekommen sind." Die Fahrtgeld-Aktion sei juristisch überprüft worden und vom Hochschülerschaftsgesetz gedeckt. Hofbauer sieht in der Unterstützung der Demonstration eine wichtige politische Aufklärung in Hinblick auf die Burschenschafterszene. "Es ist notwendig, darauf aufmerksam zu machen, dass noch immer rechtes Gedankengut an den Unis verankert ist." Laut Hofbauer sind fünf Personen auf ÖH-Kosten nach Wien gefahren.

Akademikerball

Der Akademikerball ist die Nachfolgeveranstaltung des vom Dachverband der deutschnationalen Studentenverbindungen veranstalteten Balles des Wiener Korporationsrings. Aufgrund der heftigen Gegendemonstrationen hatte die Betreibergesellschaft der Hofburg den WKR-Ball heuer nicht mehr zuzulassen. Stattdessen sprang die FPÖ Wien ein und richtete erstmals den "Akademikerball" aus.

Bei Gegendemonstrationen kam es auch heuer zu Angriffen auf Ballbesucher und Exekutive. Es gab neun Festnahmen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie hunderte Anzeigen und Identitätsfeststellungen.

(Red./APA)

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