Salzburger Fantasien: Rot-Blau? Oder gar Schwarz-Grün-Stronach?

(c) APA (LPB / FRANZ NEUMAYR)
  • Drucken

Der Finanzskandal wird die "Großparteien" Stimmen kosten. Mit dem Ergebnis, dass sie wohl ihre Zwangsehe fortsetzen.

Salzburg. Der politische Frust ist groß in Salzburg. So groß, dass derzeit an der Salzach auch sehr ungewöhnliche Farbenspiele für künftige Koalitionen durchaus ernsthaft diskutiert werden. Rot-Schwarz gilt angesichts des Finanzskandals, für den viele Wähler aus dem Bauch heraus beide Regierungsparteien verantwortlich machen, als wenig attraktive Perspektive für die politische Zukunft des Bundeslandes. Es wird von Rot-Blau, Rot-Grün oder gar von Schwarz-Grün-Stronach fantasiert.

Doch der 5. Mai könnte den Frust noch vergrößern. Nicht nur, dass ÖVP und SPÖ, egal, wer das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vormacht im Land für sich entscheidet, beide als Verlierer aus dieser Wahl hervorgehen werden. Am Ende könnten die Bürger enttäuscht feststellen, dass die als Richtungsentscheidung hochstilisierte Wahl wieder nur eine Große Koalition ergibt. Weil die Spitzenkandidaten Gabi Burgstaller (SPÖ) und Wilfried Haslauer (ÖVP) nicht mehr miteinander können, haben beide Parteien vorsichtshalber schon ihre Personalreserven für eine künftige Regierung nominiert. Haslauer stellte erst am Freitag sein Schattenkabinett vor: Halleins Bürgermeister Christian Stöckl ist sein Kandidat für das Finanzressort, auch die Landtagsabgeordnete Brigitta Pallauf und der Beamte Josef Schwaiger stehen bereit. SPÖ und ÖVP kommen in den Umfragen nur noch auf 29 bis 31 Prozent. 2009 sind es noch knapp 40 Prozent für die Sozialdemokraten und 36 Prozent für die ÖVP gewesen. Die FPÖ bleibt relativ unverändert bei 13 Prozent, die Grünen legen auf 14 Prozent zu. Und dem Team Stronach wurden immerhin neun Prozent der Salzburger den Einzug in den Landtag sichern, obwohl noch nicht einmal fix ist, wer für sie antritt. Eine Ehe allein mit den Grünen wird sich weder für die SPÖ noch für die ÖVP ausgehen. Da müsste man zumindest das Team Stronach mit an Bord holen. Eine unsichere Bank.

FPÖ will weder mit ÖVP noch SPÖ koalieren

FPÖ-Chef Karl Schnell schließt eine Zusammenarbeit sowohl mit der SPÖ als auch mit der ÖVP kategorisch aus, versteht sich aber derzeit gut mit den Grünen. Angesichts der zerstrittenen Regierung wurde eine Sachkoalition der Opposition ins Leben gerufen, doch Grün-Spitzenkandidatin Astrid Rössler hat vorsorglich betont, dass sie eine „echte“ Koalition mit den Blauen ausschließt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Der grüne Föderalismus

Wo einst nur Rot und Schwarz gediehen, sprießen nun auch andere Pflänzchen aus dem Beton. Gut so.
Innenpolitik

Holub: "Zwei Parteien können mauscheln, drei fast nicht"

Die "Liebe zur Klubförderung" werde die FPK wieder einen, meint Kärntens Grünen-Chef.
Innenpolitik

Waldner: Kaiser-Rücktritt bei Anklage Koalitionsbedingung

Wirklich begeistert sei die Bundes-ÖVP von der Kärntner Koalition nicht, sagt der Landesrat.
Trotz breiter Front gegen
New Articles

Trotz breiter Front gegen die ÖVP in Tirol: Schwarz-Rot mit den besten Chancen

Die ÖVP steckt kurz vor der Landtagswahl im Umfragetief. Eine Fortsetzung der schwarz-roten Koalition ist dennoch sehr wahrscheinlich.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.