Probleme mit Eurofighter? Wien tickt anders als Berlin

Probleme Eurofighter Wien tickt
Probleme Eurofighter Wien tickt(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Die Prüfung der Abfangjäger übernimmt in Österreich das Militär selbst, in Berlin die Industrie. Das sei ein großer Vorteil, meint Karl Gruber, Luft-Chef beim Bundesheer.

Die Presse: Bei den deutschen Eurofightern werden immer mehr Mängel bekannt. Und in Österreich?

Karl Gruber: Wir haben einen Vorteil: Wir machen Kontroll- und Wartungsmaßnahmen selbst. Andere vergeben sie an die Industrie.

Warum?

In Österreich gab es lange keine Luftfahrtindustrie auf dem Niveau. Wir mussten uns die Fähigkeiten aber aneignen, um unabhängig zu sein. Das kommt uns jetzt zugute.

Laut „Spiegel“ hat Deutschland aber schon einmal für Österreich geprüft.

Ja, anfangs. Jetzt haben wir ausgebildete Techniker. Es sind keinerlei Fehler oder Probleme aufgetaucht.

Seltsam – dabei handelt es sich doch um dasselbe Produkt...

Schon. Aber wir sind hoch ausgebildet und können Firmen, die uns zuliefern, besser auf die Finger schauen. Die Deutschen vergeben mehr Kontrolltätigkeiten an Zulieferbetriebe.

Das heißt, die öffentliche Hand prüft besser als die Industrie?

Ja. Wir sind diesbezüglich weitgehend unabhängig.

Bis 2011 wurden bei den Eurofightern 68 Defekte gemeldet, die zu Notfällen geführt hätten. Sie haben vorhin doch gesagt, es gab keine Probleme?

Gewisse technische Probleme treten bei einer neuen Maschine immer auf. Der Eurofighter hat aber viele Redundanzen eingebaut: Wenn ein System ausfällt, gibt es ein zweites. Daher ist es zu keinem kritischen Vorfall gekommen, den man nicht im Griff gehabt hätte. Statistisch gesehen ist der Eurofighter das sicherste Kampfflugzeug, das seit jeher gebaut wurde.

Statistisch gesehen fliegt der Eurofighter aber auch zu wenig. Bis zum ersten Halbjahr 2013 hat das Ministerium eine Besserung angekündigt. Ist das nun der Fall?

In den vergangenen Jahren haben wir nicht die geplanten Flugstunden geschafft. Heuer sind wir erstmals planmäßig unterwegs.

Die angesprochene Einführungsphase ist also vorbei?

Ja, es kehrt Routine ein. 1500 Flugstunden im Jahr sind unser Ziel – 1300 sind für heuer vorgesehen.

Es fehlten auch Ersatzteile.

Die Knappheit am Markt wird geringer, das sind aber Probleme, die alle Eurofighter-Betriebe hatten.

Ein Problem bleibt es damit aber trotzdem. Hätte ein billigeres System nicht gereicht?

Da hat man auch Anlaufprobleme. Die Industrie ist unter enormem Kostendruck. Niemand füllt Lager mit Ersatzteilen, man versucht, so kostengünstig wie möglich zu arbeiten. Das kann dazu führen, dass man sich mit den Ersatzteilen verkalkuliert. Das kommt aber auch bei Linienflugzeugen vor.

Nur, dass das in diesem Fall die Steuerzahler ausbaden müssen.

Deswegen wird das System nicht teuer, man hat nur zu wenig Flugstunden. Und man spart Sprit (lacht).

Zur Person

Karl Gruber ist seit dem Jahr 2006 Leiter des Teilstabes Luft im Führungskommando der Streitkräfte. Vorher war Gruber Kommandant der Luftraumüberwachung. Die Einführungsphase, die das Bundesheer bei den Eurofightern gebraucht hat, ist laut seinen Angaben vorbei. [BMLVS/Grebien]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2013)

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