Adolf und Adolfine

25 Reichsmark für die passende Namensgebung.

Meine Eltern gaben mir den zeitgemäßen Vornamen Adolfine, den ich – relativ spät, ich wollte die Eltern nicht kränken – auf Regina ändern ließ. Ich war damals auf Jobsuche und wurde von drei Firmenchefs im Zuge der Vorstellungsgespräche auf meinen Vornamen angesprochen – das Maß war voll.

Die Sache mit meiner Namensgebung: Allen an dem Tag der „Volkabstimmung“ geborenen Kindern (10.April1938), die den Namen Adolf oder Adolfine erhielten, wurde ein Sparbuch ausgefolgt. Ich bekam es von der Sparkasse der Bank der Deutschen Arbeit AG überreicht, anlässlich der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich als Geburtstagsspende in Höhe von 25 Reichsmark.

Aus Erzählungen weiß ich, dass mein Vater sehr umworben wurde, da er als selbstständiger Schuhmacher zu dieser Zeit keine ausreichenden Einkünfte hatte, um seine Familie zu versorgen und seine Existenz mit einem Auftrag für 20 Paar SA-Stiefeln gerettet war. Dadurch konnte er auch seinen Angestellten behalten. Dieser hatte auch eine Familie zu versorgen.

Von meiner Mutter erfuhr ich, dass zur Zeit meiner Geburt eine höhergestellte Nazi-Frau einen Kinderwagen an jene Eltern verschenkte, die sich an die Namensempfehlung hielten. In unserem Ort wurden an dem Tag zwei Buben (beide mit Namen Adolf) und eben ich geboren. Den Kinderwagen bekam ein Bub. N.N.
Name der Redaktion bekannt

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2008)

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