Ärzte: "WGKK schon im Herbst zahlungsunfähig"

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In der Ärztekammer wappnet man sich bereits für den Fall eines Konkurses der Wiener Gebiets-Krankenkasse. Ihren Berechnungen zufolge könnte schon ab September in den Kassen der Kasse Ebbe herschen.

Die Wiener Ärztekammer sieht die Finanzmisere der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) deutlich drastischer, als die WGKK selbst. Während die Kasse am Dienstag versicherte, bis Februar 2009 zahlungsfähig zu sein, befürchten die Ärzte, dass schon im September ein Konkurs ins Haus stehen könnte.

Ein Sprecher der Ärztekammer erklärte am Dienstag: "Wir glauben nicht, dass sie bis Februar über die Runden kommt." Dies hätten Experten der Ärztekammer errechnet. Patienten könnten bereits im Herbst für den Arztbesuch zahlen müssen, hieß es.

Die Kasse, so schätzen die Ärzte, müsste den Kreditrahmen von derzeit 617 auf 730 Millionen Euro ausdehnen. Das müsste aber erst von der Regierung sowie vom Vorstand genehmigt werden, wobei vor allem die Zustimmung der Vorstandes nach Ansicht der Kammer keinesfalls fix ist.

"Fragen uns, ob die Kasse noch zahlen kann"

"Wir fragen uns derzeit, ob die Kasse im Herbst die Honorare noch zahlen kann", erklärte der Sprecher. Ein Konkurs würde jedenfalls automatisch einen vertragslosen Zustand bedeuten, ganz unabhängig davon, ob der bestehende Vertrag zwischen der Kammer und WGKK von einem der Partner gekündigt werde. Der bisherige Vertrag wurde bis Ende des Jahres abgeschlossen, die Verhandlungen über einen neuen liegen vorerst auf Eis. Zudem ist es der Ärztekammer zufolge angesichts der unklaren Finanzlage der Kasse auch gar nicht möglich, ernsthaft neu zu verhandeln. Was es derzeit gebe, seien lediglich informelle Gespräche.

In der Ärztekammer laufen derzeit bereits Vorbereitungen für eine mögliche Kassenpleite. Ärzte würden informiert, etwa darüber, wie sozialverträgliche Tarife aussehen könnten, hieß es. Denn in einem vertragslosen Zustand müssten Patienten für den Besuch beim Arzt selbst zahlen und sich das Geld später bei der Kasse zurückholen. Diese zahlt allerdings nur 80 Prozent der tatsächlich angefallenen Kosten.

Derzeit 540 Millionen Euro Schulden

In der Wiener Gebietskrankenkasse rechnet man unterdessen nicht damit, dass die Zahlungsunfähigkeit schon heuer eintritt. "Dieses Jahr geht es sich noch aus", versicherte eine Sprecherin am Dienstag. Wie Kassenobmann Bittner zuletzt erklärt hat, liegt der Schuldenstand bereits über 540 Mio. Euro, bis zu 617 Mio. Euro könne man weitere Kredite aufnehmen.

In der Kasse wurde bestätigt, dass es informelle Gespräche in Sachen Kassenvertrag gibt. Das Gesprächsklima sei "den Umständen entsprechend gut", berichtete die WGKK-Sprecherin. Die Wiener Gebietskrankenkasse könnte den Vertrag vereinbarungsgemäß Ende September kündigen, was nach drei Monaten Kündigungsfrist ein Aus per Jahresende bedeuten würde. Das werde die WGKK aber nicht tun. Damit laufe der Vertrag auch im kommenden Jahr weiter, wurde betont.

(APA)

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