Jörg Haiders letzter Weg: "Landeshauptmann der Herzen"

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Begräbnis von Jörg Haider in Klagenfurt. 30.000 Menschen trauern. Kanzler Gusenbauer in seiner Rede: Haider habe niemanden kalt gelassen, im positiven wie im negativen Sinne.

Der vor einer Woche tödlich verunglückte Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider wurde am Samstag beigesetzt. Die Trauerfeierlichkeiten fanden in Klagenfurt statt. Zuerst wurde der Sarg vom Wappensaal in den Landhaushof getragen, wo ein Trauerakt im engsten Kreis stattfand. Nach der Formierung des Kondukts, untermalt von Trauermusik der Militärmusikkapelle, ging es weiter zum Neuen Platz, wo sechs Redner Nachrufe an Haider formulierten.

"Wir trauern um den Landeshauptmann der Herzen"

"Es geht eine Welle der Trauer und Anteilnahme durch das Land, die Österreich in dem Ausmaß nicht gekannt hat", sagte Haiders früherer politischer Weggefährte und Justizminister Dieter Böhmdorfer bei der Trauerfeier. "Wir trauern um den Landeshauptmann der Herzen, wie er schon genannt wird", sagte der Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher.

"Respekt und Anerkennung"

Die Würdigung des Menschen Jörg Haider stand im Mittelpunkt der Trauerreden. Dass die Persönlichkeit Haiders die Menschen bewegt habe, wurde von allen Rednern hervorgehoben. Vor allem Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) strich auch die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit Haiders hervor und zollte ihm "Respekt und Anerkennung".

Gusenbauer appellierte, jetzt zu versöhnen, was im Leben nicht versöhnlich gewesen sei. Über alle politischen Grenzen hinweg müsse man Haider Respekt und Anerkennung zollen. Er sei immer vom Willen getragen gewesen, das Beste für seine Heimat zu tun. Haider habe vieles gewollt, nicht alles, aber sehr viel erreicht.

Die große Anteilnahme zeige, dass Haider die Menschen bewegt habe. Man müsse anerkennen, dass er ein Mensch gewesen sei, "der außergewöhnlich war". Er sei imstande gewesen, viele Menschen zu begeistern, aber auch Widerspruch auszulösen, sagte der scheidende Bundeskanzler. Haider habe niemanden kalt gelassen, im positiven wie im negativen Sinne.

Haider habe auch ein "sehr feines Gespür für das, was sich ändern muss", gehabt, sagte Gusenbauer. Diese Sensibilität habe ihn von anderen herausgehoben, auch wenn seine Antworten nicht immer von allen anerkannt worden seien. Oft sei aber der Fehler gemacht worden, dass schon seine Kritik an Verhältnissen kritisiert worden sei. Das sei aber ein Fehler, weil Kritik sei das Salz der Demokratie, gab sich Gusenbauer versöhnlich.

"Kraft zum gemeinsamen Handeln"

Der Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Sausgruber (VP) meinte, Jörg Haider sei für Veränderung und Tradition, für Bewegung und Polarisierung, aber auch für Lösungen gestanden. Gleichzeitig verwies der derzeitige Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz auch darauf, dass Haider zuletzt die "Kraft zum gemeinsamen Handeln" in den Vordergrund gestellt habe. 

Dörfler: Kärnten moderner gemacht

Die Leistungen Haiders vor allem für Kärnten würdigte der amtsführende Landeshauptmann Gerhard Dörfler (BZÖ). Haider habe das Land sozialer gemacht. Haider sei davon beseelt gewesen, dass es allen Menschen bessergehe. Darüber hinaus habe er Kärnten Selbstbewusstsein gegeben. "Du wirst immer da sein, deine Spuren sind ewig", verabschiedete sich Dörfler.

"Du bleibst unvergessen"

"Jörg, wir passen auf dein Kärnten auf", versprach der designierte Kärntner BZÖ-Obmann Landesrat Uwe Scheuch. Er appellierte an alle Menschen, das Erbe Haiders weiter zu tragen und Kärnten nach seinen Zielen weiter zu gestalten. "Wir sind es unserem Jörg schuldig, in seinem Sinne weiter zu machen." In sehr persönlichen Worten schilderte Scheuch die Reaktion seines elfjährigen Sohnes auf die Todesnachricht Haiders: "Papa, das kann nicht sein, unser Landeshauptmann kann nicht sterben", habe der Bub geantwortet und er glaube, sein Sohn habe das richtig gesagt, meinte Scheuch.

Der Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher nannte Haider einen "ganz Großen", der als Politiker und als Freund neue Maßstäbe gesetzt habe. Er zog einen Vergleich mit einem Kartenspiel und sagte: "Der Herzkönig und das Trumpfass sind nicht mehr im Spiel." "Du bleibst unvergessen", verabschiedete sich der ÖVP-Politiker von seinem persönlichen Freund.

30.000 TrauerndeIn den engen Straßen der Klagenfurter Altstadt drängten sich während des Trauerzugs rund 30.000 Menschen. Haiders Sarg war mit der Kärntner Landesflagge und über und über mit roten Rosen bedeckt. Die Trauerprozession mit einer Ehrengarde des Militärs wurde von seiner Ehefrau Claudia und seinen erwachsenen Töchtern angeführt, die in dunkle Landestracht gekleidet waren.

Das Mozart-Requiem im Dom bildete den Abschluss der Trauerfeierlichkeiten.

"Er war ein Brennender"

Diözesanbischof Alois Schwarz zelebrierte die Totenmesse für den gläubigen Katholiken Haider.

Der jetzige steirische und langjährige Kärntner Diözesanbischof Egon Kapellari war auf ausdrücklichen Wunsch der Familie zur Messe gekommen. Über Haider sagte er: "Er war ein Brennender, ein über sein Lebensalter hinaus mit jugendlicher Dynamik ausgestatteter Mensch." Haider habe andere verletzt und sei selbst verletzt worden. Kapellari würdigte Haiders Handschlagqualität, die er als Bischof in vielen Jahren erleben habe können. "Nun hat das unruhige, dynamische Herz des Jörg Haider zu schlagen aufgehört."

Die Fürbitte für den Verstorbenen las seine Tochter Ulrike, die ruhig und gefasst sagte: "Lieber Vater, wir sind noch alle ganz erschrocken über deinen Tod." 

"Trost auf dem langen steinigen Weg der Trauer"

Zum Abschluss des Requiems im Klagenfurter Dom hat Haiders Witwe Claudia das Wort ergriffen. Sie sprach eine Danksagung und bat abschließend um ein gemeinsames Vaterunser "für meinen geliebten Mann Jörg".

Claudia Haider erklärte "im Namen der Familie", sie könne allen versichern: "Es gibt viel Trost auf dem langen steinigen Weg der Trauer."

Nach der Messe wurde der Sarg Haiders in den bereitstehenden Konduktwagen verladen, vor dem Dom warteten Tausende darauf, noch einmal Abschied nehmen zu können. Das Auto fuhr anschließend nach Villach, wo Haiders Leichnam eingeäschert wurde. Die Beisetzung der Urne in der Kapelle Alt St. Michael im Bärental fand dann im engsten Familienkreis statt.

Prominente Trauergäste

Zahlreiche Prominente nahmen an der Trauerfeier teil: Aus der Bundespolitik unter anderen Bundespräsident Heinz Fischer, Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und sein Vize Wilhelm Molterer (ÖVP), die Parteichefs von SPÖ und ÖVP, Werner Faymann und Josef Pröll und Bundesratspräsident Jürgen Weiss.

Die Landeshauptleute mit dem Vorsitzenden der Landeshauptleute-Konferenz Herbert Sausgruber an der Spitze waren vollzählig vertreten.

Dazu kommen zahlreiche ehemalige FPÖ- und BZÖ-Minister und Wegbegleiter Haiders: Karin Gastinger, Elisabeth Sickl, Monika Forstinger, Dieter Böhmdorfer, Matthias Reichhold, Michael Schmidt und Karl-Heinz Grasser nehmen an der Feierlichkeit teil. Dabei sind auch die Ex-Vizekanzler Susanne Riess-Passer, Herbert Haupt und Hubert Gorbach: Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat der Witwe konduliert.

Prominenz aus dem Ausland

Auch Gäste aus dem Ausland waren vertreten: Saif Gaddafi, Sohn des libyschen Revolutionsführers und persönlicher Freund Haiders, war extra nach Klagenfurt gereist.

Die Präsidenten der Regionen Friaul-Julisch Venetien und Veneto, Renzo Tondo und Gianfranco Galan, waren mit Regierungsdelegationen in Klagenfurt. 

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(Ag./Red.)

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