Flüchtlingskoordinator Konrad: "Kein Anlass, Angst zu haben"

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Koordinator Konrad: "Kein Anlass, Angst zu haben" REUTERS
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Österreich sei flexibel und innovativ genug, Flüchtlinge aufzunehmen, sagt Konrad. Man müsse auch den Nutzen von Zuwanderern erkennen.

Christian Konrad, ab 1. Oktober Flüchtlingskoordinator des Bundes, glaubt nicht, dass das am Donnerstag in Kraft tretende Durchgriffsrecht des Bundes für die Bereitstellung von Flüchtlingsquartieren eine große Rolle spielen werde. "Der gordische Knoten löst sich von selbst", sagte er am Rande eines informellen Treffens der Landesflüchtlingsreferenten am Dienstag in Salzburg.

"Angesichts der Situation verstehen die Verantwortlichen, dass sie handeln müssen. Die Länder werden ihrer Verpflichtung nachkommen." Österreich sei nicht von vornherein auf den Ansturm gerüstet gewesen. "Aber wir sind flexibel und innovativ genug, die Menschen aufzunehmen." Die rund 53.000 Asylanträge seit Jahresbeginn würden nicht einmal ein Fußballstation voll bedeuten: "Das ist kein Anlass, Angst zu haben."

Zuwanderung "hat bis jetzt jedem Land gut getan"

Wer persönlich in Kontakt mit Flüchtlingen stehe, finde rasch Sympathien und Anknüpfungspunkte. "Die, die weit weg sind, reden über das Problem wie Blinde von der Farbe." Man müsse den Nutzen von Zuwanderern erkennen. "Das hat bis jetzt jedem Land gut getan." Eine klare Vorgehensweise empfahl Konrad für Wirtschaftsflüchtlinge. "Natürlich gibt es auch Trittbrettfahrer. Die müssen wir eben aussortieren."

Wie berichtet, lässt Konrad derzeit Lagerhallen anmieten. Es könnte demnach schnell eng werden, sobald die Migranten nicht mehr so leicht nach Deutschland weiterreisen können. "Es gibt aber keinen Anlass zu glauben, dass Deutschland die Grenzen dicht macht", sagte Konrad dazu. Die Anmietung der Lagerhallen habe auch mit der Suche nach winterfesten Unterkünften zu tun. Mit den Behörden in Deutschland herrsche eine gute Gesprächsbasis. "Es wird hier ordentlich hinter den Kulissen gearbeitet."

Das bestätigte die Salzburger Asyl-Landesrätin Martina Berthold (Grüne): "Deutschland übernimmt große Verantwortung. Darum ist ein guter Austausch mit Deutschland wichtig." Das Gros der Flüchtlinge wolle nicht in Österreich bleiben, Salzburg müsse dafür sorgen, dass die Flüchtlinge an der Grenze gut betreut werden, damit eine ordentliche Registrierung in Freilassung möglich sei. Die Kosten, die durch die Transit-Flüchtlinge entstehen, seien aber klar Verantwortung des Bundes.

Themen des Treffens am Dienstag waren laut Berthold vor allem die Suche nach winterfesten Quartieren, die Kostenteilung zwischen den Gebietskörperschaften und die Verbesserung der Kommunikationsflüsse. "Wir brauchen vom Bund möglichst valide Zahlen und Hochrechnungen, wie viele Menschen kommen." Und trotz der aktuell hohen Zahl an Transit-Flüchtlingen müsse parallel die Aufgabe der Grundversorgung von Asylwerbern in Salzburg und Österreich weiter gewährleistet werden.

(APA)

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