Die Beziehungen zwischen den Chefs des Generalstabs und des Verteidigungsressorts waren nicht immer die besten.
Wien. Für Freunde der hierarchischen Strukturen ist das Bundesheer ideal. Im Normalfall ist es nämlich so: Der Ranghöchste bestimmt. Punkt. Der Rest folgt dem Befehl.
Doch in der Rossauer Kaserne, dem Standort des Ministeriums, funktionierte dieses Prinzip in der Vergangenheit nicht immer. Der oberste Militär konnte sich nicht immer mit den Plänen seines Vorgesetzten – des Ministers – anfreunden. Vor allem ein oberster Militär nicht: Edmund Entacher. Der damalige Generalstabschef führte einen beinahe schon leidenschaftlichen internen Kampf gegen Ressortchef Norbert Darabos – und vice versa.
Der Konflikt begann 2010 und zog sich immerhin mehr als drei Jahre lang. Zu Beginn sprachen sich beide vehement für die allgemeine Wehrpflicht aus. Als Darabos zum Proponenten eines Berufsheers wurde, der General aber lauthals bei seiner Meinung blieb, eskalierte der Konflikt. Darabos berief Entacher als Generalstabschef ab. Die Berufungskommission des Bundeskanzleramts kippte allerdings die Entscheidung.
Und der jetzige Generalstabschef, Othmar Commenda? Ganz friktionsfrei soll die Beziehung zwischen ihm und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) derzeit nicht sein.
Im Zweifrontenkrieg
Vor allem der geplante Umbau im Ministerium hat im Heer zu einigen Unsicherheiten geführt. Aber auch in den letzten Monaten der Amtszeit von Ex-Minister Gerald Klug war das Verhältnis zwischen Ressortchef und General angeknackst. Damals musste Commenda, prinzipiell ein Freund von Reformen, öffentlich zu den Sparmaßnahmen in der Truppe stehen. Oft befindet sich der General auch in einer Zwickmühle: zwischen den Wünschen im Heer und in der Politik. (ib)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)