Junge ÖVP: Kürzerer Zivildienst, Grundwehrdienst beibehalten

Bundesheer. Ein „Österreichdienst“ soll die derzeitige Wehrpflicht ersetzen. Die Kriterien für die Tauglichkeit sollen verschärft werden.

Wien/Maf. Gegen eine Abschaffung der Wehrpflicht spricht sich die Junge ÖVP aus – und das, obwohl sie die Zustände im derzeitigen Präsenzdienst für unbefriedigend hält. „Die jungen Burschen opfern ihre Zeit, aber das Bundesheer geht nicht sinnvoll damit um“, kritisiert JVP-Obmann Sebastian Kurz im Gespräch mit der „Presse“. In der Ausbildung sei vieles nicht mehr zeitgemäß und die Grundwehrdiener hätten wenig persönlichen Nutzen von ihrem Präsenzdienst.

Abschaffen will Kurz die Wehrpflicht aber nicht. Einerseits, weil er überzeugt ist, dass das Bundesheer für seine Aufgaben Präsenzdiener weiterhin benötigt, andererseits um den Zivildienst weiter aufrechterhalten zu können. Denn das Alternativmodell, das Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Mittwoch vorgestellt hat, überzeugt ihn nicht wirklich: Auch mit einer Bezahlung laut Kollektivvertrag werde man nicht genügend Freiwillige finden können, glaubt er.

Dem Hundstorfer-Konzept stellt die Junge ÖVP ein anderes Modell gegenüber: Künftig soll es weiterhin für alle jungen Männer einen „Österreichdienst“ geben. Wehrdienst und Zivildienst werden dabei gleichgestellt, dauern also beide sechs Monate. Dadurch würden sich, glaubt die JVP, zwei Drittel der Burschen für den Zivildienst melden, der dadurch effektiv die Aufgaben im sozialen Bereich übernehmen könne.

Viele Trägerorganisationen wie das Rote Kreuz sträuben sich zwar gegen eine weitere Verkürzung des Zivildienstes, da sich dann eine bis zu zwei Monate dauernde Ausbildung nicht mehr auszahlt. Doch Kurz stellt dem gegenüber: Das werde einerseits durch eine höhere Zahl von Zivildienern ausgeglichen. Und andererseits müsse es dem Staat etwas wert sein, wenn viele im Sanitätswesen ausgebildet seien.

Vorteile sieht Kurz auch für das Bundesheer: Es gäbe zwar weniger Präsenzdiener, doch diese könnten dann ordentlich ausgebildet werden. Verschärfen will Kurz die Kriterien für die Tauglichkeit: Derzeit sind 15 Prozent untauglich, künftig soll aber jeder, der arbeitsfähig ist, auch den Bürgerdienst leisten müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2011)

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