8. Mai: Lautstarke Demonstration gegen "Totengedenken"

Totengedenken auf dem Heldenplatz
Totengedenken auf dem Heldenplatz(c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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Etwa 1200 Menschen demonstrierten gegen die Veranstaltung der Burschenschafter auf dem Heldenplatz. Ein Polizist wurde verletzt.

Etwa 1200 Menschen haben am Dienstagabend gegen das alljährliche "Totengedenken" der Burschenschafter auf dem Wiener Heldenplatz protestiert. Rund 200 Burschenschafter versammelten sich anlässlich des Jahrestages der Kapitulation des NS-Regimes vor der Krypta.

Wie die Polizei am späten Dienstagabend mitteilte, wurde während der Gegendemos ein Polizist durch einen Flaschenwurf verletzt und musste in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden. Der Werfer wurde festgenommen und wegen schwerer Körperverletzung angezeigt. Zwei weitere Personen wurden laut Polizei-Aussendung wegen nicht näher definierten Verwaltungsübertretungen festgenommen.

Wie jedes Jahr hatte der Zug der Verbindungsmitglieder auf der Mölkerbastei begonnen. Mit einem großen Polizeiaufgebot zogen die Burschenschafter durch die teils gesperrte Wiener Innenstadt bis zur Krypta auf dem Heldenplatz. Einziger aktiver FPÖ-Politiker unter den Verbindungsmitgliedern war der Wiener Landtagsabgeordnete Wolfgang Jung.

Am Heldenplatz wurden die Burschenschafter lautstark von Demonstranten erwartet. Während der Veranstaltung auf dem Heldenplatz kam es zu Störversuchen der Veranstaltung, etwa durch Pfeifkonzerte oder Knallkörper. Durch einen Flaschenwurf wurde ein Polizist verletzt. Einige Demonstranten versuchten erfolglos Absperrungen zu durchbrechen.

Die Festrede vor der Krypta hielt ein Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft. "Die heutigen Jugendlichen und Krawalliere können unsere Geschichte nicht verstehen", erklärte er, um auch die Politik zu rügen: Diese mache es sich heute "sehr bequem, zu sagen, dass Deutschland alleine schuld am Zweiten Weltkrieg war".

Politprominenz bei Fest auf dem Heldenplatz

Zuvor haben bereits mehrere Organisationen mit einem Fest auf dem Heldenplatz gegen das "Totengedenken" demonstriert. Dabei war auch Politprominenz anwesend: Neben mehreren Vertretern der Grünen erschienen auch Staatssekretär Josef Ostermayer (S) und SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), wünschte sich, dass ab kommendem Jahr der gesamte Heldenplatz für ein derartiges Fest zur Verfügung stünde.

Rund 500 Personen hatten sich zur Feier, welche die Initiative "jetztzeichensetzen.at" organisiert hatte, bei der Hofburg eingefunden. Auf einer kleinen Bühne traten mehrere Redner auf, darunter der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, der Wiener SPÖ-Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny sowie IKG-Präsident Deutsch. Unter den Besuchern befand sich weiters ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser. Ebenso vertreten waren Mitglieder der Jungen Generation und mehrere NGOs.

"Wer heute nicht feiert, hat verloren"

"Ich würde mir wünschen, dass der gesamte Heldenplatz voll ist", sagte Deutsch vor seiner Ansprache zur APA. Er schlug vor, dass ab kommendem Jahr die Veranstaltung auf das gesamte Areal ausgedehnt werde. So sei kein Platz mehr für die Veranstaltung der Burschenschafter vor der Krypta auf dem Heldenplatz.

"Wer heute nicht feiert, hat verloren", begann Ellensohn seine Rede zu Beginn der Veranstaltung. "Hier war der Krieg zu Ende, und das ist ein Grund zu feiern." Wie Deutsch äußerte auch der Wiener Grüne einen Wunsch an die Regierenden: "Wir sollten diskutieren, ob wir nicht diesen Tag zu einem offiziellen Feiertag machen."

(APA/Red.)

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