Professoren im Test: So wird evaluiert

Fragebogen & Online – die Ergebnisse bleiben geheim.

Die Methoden, mit denen Österreichs Studenten den Spieß umdrehen und ihre Lehrveranstaltungsleiter benoten können, sind vielfältig: Spätestens seit der Autonomie der Unis gibt es viele unterschiedliche Evaluierungsmethoden. Einige Unis setzen nach wie vor auf Fragebogen, andere wiederum bitten die Teilnehmer zum Online-Voting zur Qualität einer Lehrveranstaltung.

Die Uni Wien setzt auf ein gemischtes System: Gemeinsam mit den Studienprogrammleitern entscheidet die „Besondere Einrichtung für Qualitätssicherung“, ob eine Online-Befragung mit individuellem Zugangscode oder ein klassisches Fragebogen-Ausfüllen stattfindet. Letztere Methode hat eine höhere Rücklaufquote: Online beteiligen sich nur rund die Hälfte der Teilnehmer an der Evaluation, mit Pen-and-Paper-Fragebögen im Rahmen der Lehrveranstaltung erreicht man hingegen praktisch alle Teilnehmer.

Die Fragen erarbeitet die Einrichtung für Qualitätssicherung gemeinsam mit den Studienprogramleitern im Rahmen methodischer Vorgaben des „Board of Scientific Evaluation“, dreier Sozialwissenschaftler aus dem Ausland, die die Unabhängigkeit und Objektivität der Befragung gewährleisten sollen. „Wie schätzen Sie die Bedeutung der Lehrveranstaltung für ihren Berufsweg ein?“, ist eine der Fragen, bei der ein Wert von 1 bis 5 anzukreuzen ist.

Verpflichtend muss jede Lehrveranstaltung in jedem dritten Semester evaluiert werden, zusätzlich kann sich jeder LV-Leiter in jedem Semester freiwillig evaluieren lassen. Ein Angebot, das viele nützen: Rund ein Viertel der 3000 Auswertungen, die Semester für Semester durchgeführt werden, sind freiwillige Evaluationen.

Nur Mittelwert veröffentlicht

Eine Woche nach der Befragung stehen die ausgewerteten Daten den Studienprogramm- und Lehrveranstaltungsleitern zur Verfügung. Was sie damit machen, ist aber deren Sache. Veröffentlicht wird nur der – wenig aussagekräftige – Mittelwert der Antworten auf eine Frage aus allen Lehrveranstaltungen des Studiums.

Nicht zuletzt deshalb etabliert sich hier eine Web 2.0-Alternative zur internen Evaluation: Webseiten wie StudiVZ oder MeinProf laden die Studenten ein, ihren Lehrveranstaltungen Noten zu geben. Ein Problem: Die Rücklaufquote ist noch ziemlich gering.

http://qs.univie.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2008)

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