Rudolf Hundstorfer: Der Gewerkschafter im Sozialministerium

Hundstorfer
Hundstorfer(c) APA (Helmut Fohringer)
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Der Einzug des ÖGB-Präsidenten in die Regierung signalisiert die neue Stärke der Arbeitnehmervertretung.

Die Rückkehr des ÖGB ins Sozialministerium: Dass wieder ein SPÖ-Gewerkschafter dieses Ressort erhalten sollte, stand für Werner Faymann von Beginn der Regierungsverhandlungen an fest. Der sozialdemokratische Fraktionschef im ÖGB, Wilhelm Haberzettl, wollte nicht, also nahm der ÖGB-Präsident selbst den Ruf an. Rudolf Hundstorfer (57), seit 2007 an der Spitze des Gewerkschaftsbunds, wird kommende Woche als Sozialminister angelobt.

Bis zur ÖGB-Krise des Jahres 2006 war Hundstorfer in erster Linie in der Wiener Gemeindepolitik verhaftet. Er war Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, Mitglied des Wiener Gemeinderats und bis Jänner 2007 auch Vorsitzender des Gemeinderats. Am 27.März 2006 trat ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch im Zuge der Bawag-Affäre zurück und präsentierte gleichzeitig Hundstorfer als den von ihm vorgeschlagenen Nachfolger. Zehn Monate später wurde Hundstorfer beim ÖGB-Bundeskongress in seiner neuen Funktion als ÖGB-Präsident bestätigt.

Hundstorfer musste die Bawag-Krise bewältigen und die Gewerkschaftsbank veräußern. Der eher ruhige Gewerkschaftspolitiker meisterte diese Aufgabe und leitete im ÖGB selbst einen rigorosen Sparkurs ein. In der österreichischen Innenpolitik ist der ÖGB durch das Debakel der Bank in die Defensive geraten, was auch durch eine bewusste Distanzierung seitens des SPÖ-Vorsitzenden, Bundeskanzler Gusenbauer, verstärkt wurde. Durch die sozialpartnerschaftlichen Vorstöße von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl kehrte der Gewerkschaftsbund langsam in die Innenpolitik zurück. Zuletzt übertrug die Regierung Gusenbauer-Molterer den Sozialpartnern die Vorlage einiger Konzepte, so bei der Gesundheitsreform. ewi

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2008)

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