Trotz breiter Front gegen die ÖVP in Tirol: Schwarz-Rot mit den besten Chancen

Trotz breiter Front gegen
Trotz breiter Front gegen
  • Drucken

Die ÖVP steckt kurz vor der Landtagswahl im Umfragetief. Eine Fortsetzung der schwarz-roten Koalition ist dennoch sehr wahrscheinlich.

Wien. In Innsbruck hat im Mai vergangenen Jahres eine neue Ära begonnen. Erstmals seit 1945 sitzt die Volkspartei dort nicht auf der Regierungsbank. Tirols Landeshauptstadt wird seither von einer Ampelkoalition bestehend aus der Bürgermeisterliste Für Innsbruck (einer ÖVP-Abspaltung), den Grünen und der SPÖ regiert.

Dass nach den Landtagswahlen am 28.April die ÖVP auch auf Landesebene ausgestochen und in die Opposition gedrängt wird, scheint trotz der zuletzt niederschmetternden Umfragewerte höchst unwahrscheinlich. Bei lediglich 35 Prozent (nach 40,5 Prozent bei den Wahlen 2008) rangiert die Partei von Landeshauptmann Günther Platter in einer von der „Tiroler Tageszeitung“ in Auftrag gegebenen und am Mittwoch veröffentlichten Befragung der Karmasin Motivforschung. 500 Personen wurden befragt, die Schwankungsbreite liegt bei etwa 4,5 Prozent.

Dem Koalitionspartner SPÖ werden 15 Prozent (2008: 15,46 Prozent) bescheinigt. Einer Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit stünde bei diesem Ergebnis nichts im Weg. Sollte sich diese Variante nicht ausgehen, wäre eine Dreierkoalition mit Vorwärts Tirol denkbar – allerdings ohne Platter. Spitzenkandidat Lindenberger schloss am Freitag eine Kooperation mit ihm aus. Auf bis zu neun Prozent kommt laut Umfrage die neue bürgerliche Liste, die von den ehemaligen Landesräten Lindenberger (für SPÖ) und Anna Hosp (für ÖVP) angeführt wird – unterstützt von Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer.

Die Grünen, die mit 14 Prozent (2008: 10,73 Prozent) um den zweiten Platz rittern, ließen am Dienstag mit der Ankündigung aufhorchen, nach den Wahlen eine Koalition ohne die ÖVP anzustreben. Ein Ampelbündnis (SPÖ, Grüne, Vorwärts Tirol) nach dem Vorbild der Landeshauptstadt dürfte sich aber rechnerisch nicht ausgehen. Für eine solche – nicht besonders realistische – Regierungsfront gegen die ÖVP bräuchte es zusätzlich noch die Liste Fritz – Bürgerforum Tirol oder das Team Stronach für Tirol, die in der Umfrage bei fünf bzw. sechs Prozent liegen.

Für die Liste Fritz, die 2008 noch sensationelle 18,35 Prozent erreichte und seither die stärkste Oppositionspartei im Landtag ist, könnte eine Regierungsbeteiligung die letzte Chance sein, nach dem Rückzug ihres Gründers Fritz Dinkhauser nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)

Mehr erfahren

Kommentare

Der grüne Föderalismus

Wo einst nur Rot und Schwarz gediehen, sprießen nun auch andere Pflänzchen aus dem Beton. Gut so.
Innenpolitik

Holub: "Zwei Parteien können mauscheln, drei fast nicht"

Die "Liebe zur Klubförderung" werde die FPK wieder einen, meint Kärntens Grünen-Chef.
Innenpolitik

Waldner: Kaiser-Rücktritt bei Anklage Koalitionsbedingung

Wirklich begeistert sei die Bundes-ÖVP von der Kärntner Koalition nicht, sagt der Landesrat.
Innenpolitik

Salzburger Fantasien: Rot-Blau? Oder gar Schwarz-Grün-Stronach?

Der Finanzskandal wird die "Großparteien" Stimmen kosten. Mit dem Ergebnis, dass sie wohl ihre Zwangsehe fortsetzen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.