HC Strache: Aus dem langen Schatten Jörg Haiders

Strache langen Schatten Joerg
Strache langen Schatten Joerg(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Heinz-Christian Strache hat sich von seinem Mentor längst emanzipiert. Mit rund 27 Prozent erreichte er am Sonntag das Niveau früherer FPÖ-Triumphe. Eine eingeschworene Truppe übernimmt jetzt das Ruder in Wien.

Wien. Dem großen FPÖ-Helden kam Heinz-Christian Strache an diesem Wiener Wahlabend ziemlich nahe: 27,9 Prozent hatte die FPÖ 1996 unter Jörg Haider in der Bundeshauptstadt erreicht. 14 Jahre später steht sie bei rund 27 Prozent.

Dabei wollte niemand so recht an eine FPÖ ohne Haider glauben, als sich der Kärntner Landeshauptmann im April 2005 von der Mutterpartei abkoppelte und das BZÖ gründete. Strache, bis dahin Parteichef der Wiener Freiheitlichen, übernahm die FPÖ-Führung – und stürzte zunächst in ein tiefes Loch, bedingt durch die Nachbeben der Parteispaltung. Doch dort sollten er und die FPÖ nicht lange bleiben.

Anfangs schwebte Haider noch wie ein Damoklesschwert über ihnen. Ist Strache bloß eine Kopie, die dem Original intellektuell nicht das Wasser reichen kann, fragten seine Kritiker und nannten ihn einen Haider-Jungen. Optisch lag dieser Vergleich auch nahe: die Alpenvitalität, der Teint, das Lässige.

Doch im Nationalratswahlkampf 2008, als Strache dem BZÖ-Spitzenkandidaten Haider gegenübertrat, war er seinem Mentor längst entwachsen. Der FPÖ-Chef hatte sich ein eigenes Image zugelegt: das des politischen Partytigers. Während Haider gern im Trachtenjanker auftrat und eher von älteren, heimattreuen Damen ins Herz geschlossen wurde, sah sich Strache bei seinen nächtlichen Discotouren oft von attraktiven, jungen Frauen umgeben, die sich weniger für sein politisches Programm interessierten. Das zumindest ist dem der Haider-FPÖ bis heute zum Verwechseln ähnlich: gegen Zuwanderer, Bonzen, „linkslinke Denunzianten“ und die EU.

Am Extremismus angestreift


Sein früheres Leben lässt der 41-Jährige gerne außen vor. Aus gutem Grund: In jungen Jahren war der gelernte Zahntechniker am Extremismus angestreift. 2007 tauchten Fotos auf, die ihn beim „Paintballspielen“ im Wald zeigten. So recht mag Strache bis heute keiner glauben, dass er sein Land damals mit Farbkugeln verteidigen wollte – vor allem, weil an diesen Übungen auch Gottfried Küssel teilnahm, der Anführer der Neonaziszene.

Der „Wahnsinn“ dieser Leute sei ihm bald bewusst geworden, erzählte Strache 2009 seinen Biografinnen Nina Horaczek und Claudia Reiterer. Seiner Mittelschulverbindung, der „Vandalia“, ist er bis heute treu geblieben. Sie gilt gemeinhin als rechtslastig, selbst in der Szene.

Mit Sonntag begann in der FPÖ auch personell ein neues Zeitalter. Eine nicht nur ideologisch, sondern auch freundschaftlich eingeschworene Gruppe hat die Führung der wichtigsten Landespartei übernommen. In ihr tummelt sich eine Vielzahl an Burschenschaftern. Ein Zeichen dafür ist der Aufstieg von Johann Gudenus. Der „junge Gudenus“, wie der 34-jährige Sohn von John Gudenus genannt wird, sitzt seit 2005 im Gemeinderat. Er wird nun Straches Statthalter in Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2010)

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