Die Trauerfeiern in Mariazell erreichen am Mittwoch ihren Höhepunkt. Das aufwendige Begräbnis am Samstag in Wien sorgt im Vorfeld für Kritik. Dem Historiker Vocelka fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit den Habsburgern.
Die Trauerfeiern für den verstorbenen Otto Habsburg werden am Mittwochnachmittag mit einem Requiem im steirischen Mariazell fortgesetzt. Am Abend werden die Särge des ältesten Sohnes des letzten österreichischen Kaiserpaares sowie seiner im Vorjahr verstorbenen Frau Regina dann in die Kapuzinerkirche in Wien gebracht. Dort wird das Paar am Samstagabend nach einem Requiem im Stephansdom und einem Kondukt durch die Innenstadt beigesetzt.
Das aufwendige Begräbnis samt Straßensperren und Beteiligung des Bundesheeres sorgt im Vorfeld auch für Kritik. Es sei "nicht angemessen", dass die Beisetzung den Charakter eines Staatsbegräbnisses habe, sagte der Historiker Karl Vocelka am Mittwoch im "Ö1-Morgenjournal". Es handle sich um ein Begräbnis "der alten Art der Habsburger" wie 1989 bei Zita, der letzten Kaiserin. Damals habe aber habe noch das Argument gegolten, dass sie eine regierende Kaiserin gewesen sei.
Generell fehlt dem Historiker eine kritische Auseinandersetzung mit den Habsburgern. Das Streben, wieder Richtung Monarchie zu gehen, sei aus dem Denken Otto Habsburgs und seiner Familie nicht ganz wegzudenken. Allerdings solle man anlässlich eines Begräbnisses auch nicht "die große Kritik" auffahren.
Am Dienstag hatten bereits die Grünen Kritik daran geübt, dass für ein privates Begräbnis Steuergeld ausgegeben werde.
Republikanischer Club kritisiert Politiker
Der Republikanische Club zeigt sich "verwundert" darüber, dass höchste Amtsträger der Republik Österreich in ihren öffentlichen Funktionen an der Beisetzung des Kaisersohnes Otto Habsburg teilnehmen wollen. "Dadurch und vor allem durch die offiziell verfügte Präsenz der Garde des Bundesheers beim Trauerzug entsteht der Eindruck, dass es sich dabei um ein Staatsbegräbnis handeln könnte", heißt es in einer Aussendung.
Otto Habsburg habe in der Republik Österreich "keine öffentlichen Ämter und Funktionen ausgeübt", betont der Republikanische Club. Die Prominenz des Verstorbenen könne "kein Maßstab" für ein Staatsbegräbnis sein.
Der Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn schaffte es als Politiker bis ins Europaparlament, wo er 20 Jahre lang die bayerischen Christlichsozialen vertrat. Staatlich bezahlte Begräbnisse sind in Österreich nur für Bundespräsidenten, Bundeskanzler und Nationalratspräsidenten vorgesehen.
Fischer: "Glaube, dass das so richtig ist"
Bundespräsident Heinz Fischer will dem Requiem für Habsburg am Samstag beiwohnen. Er teile zwar viele Ansichten Habsburgs nicht, werde die Republik dort aber dennoch vertreten: "Ich glaube, dass das so richtig ist", sagte er dem Nachrichtenmagazin "profil".
In einer Umfrage der Tageszeitung "Österreich" (Sonntagsausgabe) befürworteten 60 Prozent der Befragten ein "Staatsbegräbnis" für Habsburg.
(Ag./Red.)