Die Wiener Genesis, wichtiges Zeugnis spätantiker Buchkunst, hat schwer unter Korrosion, Feuchtigkeit und unsachgemäßer Restaurierung gelitten. Forscher untersuchen, wie sich das Werk am besten bewahren lässt.
Im Tresor der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) lagert ein ganz besonderer Schatz. Die reich illustrierten 24 erhaltenen Seiten der Wiener Genesis, einem leicht gekürzten Text aus dem ersten Buch Mose, zählen zu den wenigen erhaltenen Beispielen spätantiker Buchkunst und damit zu den wichtigsten dort aufbewahrten Handschriften.
Doch an dem in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts n. Chr. in Antiochia im heutigen Syrien entstandenen Schriftstück nagt der Zahn der Zeit – und das schon lange. Bereits 1664, als es in die Bestände der damaligen Hofbibliothek aufgenommen wurde, beobachtete man, dass sich die für den biblischen Text verwendete Silbertinte durch das purpurfarbene Pergament frisst. „Man nutzte sie für besondere Anlässe am Hof oder auch im kirchlichen Bereich“, erklärt Christa Hofmann, Leiterin des Instituts für Restaurierung der ÖNB. Das Silber verändert sich nämlich mit der Zeit. Es schwärzt, wie Silbergeschirr. Dabei entstehen aggressive Silbersalze, die den Untergrund schädigen können.