Im Ghetto von Wilna: Das Mädchen und der Sadist

Franz Murer beim Prozess in Wilna nach Kriegsende.
Franz Murer beim Prozess in Wilna nach Kriegsende.(c) LYA Vilnus (Litauisches Spezialarchiv)
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Holocaust-Gedenktag. Ein eindringliches, penibel recherchiertes Buch: Johannes Sachslehner über die gequälten und ermordeten Juden von Wilna, über Franz Murer, den Peiniger des Ghettos, und einen österreichischen Justizskandal.

Mascha Rolnikaité feierte gerade ihren 14. Geburtstag, als die Welt für sie zusammenbrach. An diesem Tag, den 22. Juni 1941, begann der erste Bombenangriff der deutschen Luftwaffe auf die damals polnische Stadt Wilna, vom Fenster aus beobachtete die jüdische Familie den Einmarsch der Wehrmacht: „Die schwarze Spinne, das Hakenkreuz, macht uns große Angst“, schrieb das Mädchen, sie begann an diesem Tag ihr Tagebuch. Auf Zetteln und Papierschnipseln dokumentierte sie den Leidensweg der Familie. Das Schreiben war so gefährlich, dass sie zusätzlich alles auswendig lernte, bei einer Hausdurchsuchung drohte stets die Gefahr, erschossen zu werden.

Das Ghetto von Wilna.
Das Ghetto von Wilna.

Panische Angst hatte sie vor allem vor einem Mann, dem Vertreter des deutschen Gebietskommissariats, der wegen seiner Erbarmungslosigkeit gegenüber den Wilnaer Juden gefürchtet war, es war Franz Murer. Mascha überlebte den Krieg, der Albtraum Murer blieb in ihrem Gedächtnis: „Murer war sehr aktiv. Er brauchte Blut. Er musste Menschen morden. Das war ihm eine Art Bedürfnis. Ein Unmensch“, sagte sie im hohen Alter, 2013. Ihre Erinnerungen sind ein wichtiges Zeugnis für den Holocaust.

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