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Scheinehen im Jahr 1938: Schlupflöcher in die Freiheit

Stella Kadmon gelang durch eine Scheinehe die Flucht. Sie kehrte 1947 nach Wien zurück.
Stella Kadmon gelang durch eine Scheinehe die Flucht. Sie kehrte 1947 nach Wien zurück.(C) Österreichische Exilbibliothek
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Das Jüdische Museum Wien präsentiert Schicksale von jüdischen Frauen, die Österreich 1938 verlassen mussten und mit Scheinehen ihr Leben zu retten versuchten.

Im Österreich des Jahres 1938 ging es für Juden um Leben und Tod. Eine Chance war, sich ins Ausland abzusetzen. Mit einem ausländischen Staatsbürger verheiratet zu sein, war für viele jüdische Frauen lebensrettend. Um eine Ausreisemöglichkeit in ein anderes Land zu erhalten, wo Juden (noch) nicht verfolgt wurden, benötigten sie eine andere Staatsbürgerschaft und gingen daher Pro-forma-Ehen ein. Auch Frauen, die bereits im Exil waren, wählten Scheinehen als Notlösung: Sie hatten Angst, von ihren Gastländern ausgeliefert zu werden, und wollten der Staatenlosigkeit entgehen.

Es ist verständlich, dass viele Frauen aus Scham nie über dieses Kapitel ihrer Biografie erzählen wollten. So blieb das Thema lange unerforscht. Das Jüdische Museum Wien widmet ihm nun eine aktuelle Ausstellung (siehe Information rechts unten). Das bekannteste Beispiel für eine Scheinehe in der NS-Zeit ist wohl Thomas Manns Tochter Erika, die durch eine Schutzehe mit dem homosexuellen Dichter Wystan Hugh Auden die britische Staatsbürgerschaft erhielt.

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