An der Echtheit des Leinens, in dessen Abdruck viele Gläubige den des Gekreuzigten sehen, sind neue Zweifel aufgetaucht.
Um das Jahr 30 tauchte in Jerusalem ein 4,36 Meter langes und 1,10 Meter breites Tuch aus Leinen mit dem Abbild eines langhaarigen und bärtigen Mannes auf. In nicht überschaubaren Irrfahrten gelangte es nach 1335 nach Lirey bei Troyes in Frankreich, 1578 kam es in die Hände des Fürsten von Savoyen, später in den Dom von Turin, dort wird es verwahrt, und viele Gläubige sehen in dem Abdruck auf dem Tuch den des Gekreuzigten.
Das ist die eine Version der Geschichte. Aber schon als das Mirakel in Lirey ausgestellt wurde, gab es Protest: „Fälschlich und betrügerisch, in verzehrender Habgier“ habe man „ein listig bemaltes Tuch angeschafft“, um Spenden zu akquirieren. Das schrieb der Bischof von Troyes 1389 an den Gegenpapst, Clemens VII. in Avignon, der schloss sich an: Das Tuch sei keine Reliquie. Für Papst Sixtus IV. in Rom hingegen war 1664 das Tuch „gefärbt mit dem Blut Jesu“, später führte man für das „heilige Grabtuch“ einen Festtag ein.