Wolfgang Schäuble: „Kultur macht Europa aus“

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Wolfgang Schäuble.(c) REUTERS (TOBIAS SCHWARZ)
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Deutschlands Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble bedauert, dass sich Europa nicht gleich zu Beginn stärker um eine identitätsstiftende Kulturgemeinschaft bemüht habe.

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Helga Rabl-Stadler: Was kann die Kunst bewirken, hat sie Kraft in politisch schwierigen Zeiten? Schließlich verdanken die Salzburger Festspiele ihre Existenz dem unerschütterlichen Glauben ihrer Gründer an eben jene Kraft.

Wolfgang Schäuble: Wir brauchen die Kunst. Kunst ist über alle Zeiten und Kulturen hinweg existenzieller Teil des Menschseins. Wir sollten Kunst aber nicht mit falschen Erwartungen überfrachten und sie daran messen, ob sie – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – politisch etwas bewirkt. Kunst ist kein Mittel der Politik. Sie sollte keine Propaganda sein, auch nicht für gut gemeinte Zwecke. Hugo von Hofmannsthal sah als Mitbegründer der Salzburger Festspiele nach dem Ersten Weltkrieg in der Kunst eine völkerverbindende, Ausgleich stiftende Kraft. Aber natürlich konnte die Kunst, konnten Künstler die Katastrophe, in die später Deutschland ganz Europa und sich selbst stürzte, nicht verhindern.

Deshalb ist Kunst aber politisch und gesellschaftlich nicht wirkungslos. Sie kann Fragen aufwerfen, Zweifel bewirken, Perspektiven verändern. Sie schafft Neues, aber doch immer in Bezug zum bereits Geschaffenen. Sie formt so über Jahrzehnte und Jahrhunderte unsere kulturelle Identität, unser gemeinsames europäisches Erbe mit.

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