Samothraki - ein Idyll kurz vor dem hausgemachten Kollaps

3000 Einwohner leben auf Samothraki. Dazu kommen zehnmal so viele Touristen sowie 40.000 Ziegen und Schafe.
3000 Einwohner leben auf Samothraki. Dazu kommen zehnmal so viele Touristen sowie 40.000 Ziegen und Schafe.Sophia Bourdanou
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Hunderte Wasserfälle, Kieselstrände, ein spektakuläres Gebirge und alte Platanenwälder – die griechische Insel Samothraki ist ein Paradies. Ein österreichisches Forschungsteam unterstützt die Bevölkerung dabei, dass das so bleibt.

Bis 1960 gab es auf Samothraki, das seit etwa 6000 v. Chr. besiedelt ist, keine Elektrizität. Noch in den 1970er-Jahren waren 60 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Im Vergleich zum Festland lebten die Inselbewohner rückständig. Der Vorteil: Agrarische Gemeinschaften erzeugen keinen Müll. Nahrungsreste werden an Tiere verfüttert, Papierabfälle verheizt und Schlachtungsabfälle vergraben. Mit der verzögerten Ankunft der Moderne, mit Supermärkten und Plastikverpackungen, aber auch mit dem aufblühenden Tourismus brach ein fatales Müllproblem über Samothraki herein. Die Abgeschiedenheit der 180 Quadratkilometer großen Insel, sie liegt etwa drei Stunden Bootsfahrt vom Festland entfernt, ist mit ein Grund für die Sensibilität des dortigen Ökosystems. In der jüngeren Geschichte droht dieses zunehmend zu kippen.

Chronisches Müllproblem

In dem Projekt „Susaki“ (Sustainable Samothraki) untersuchen österreichische und griechische Forscherinnen und Forscher die Wechselwirkung von Gesellschaft und Natur. Sie identifizieren jene Faktoren, die geändert werden müssen, um eine sozial-ökologische Katastrophe zu vermeiden. Initiatorin und Leiterin ist Marina Fischer-Kowalski vom Institut für Soziale Ökologie der Boku Wien (vormals: Uni Klagenfurt). 2007 ist die langjährige Samothraki-Urlauberin von Vertreterinnen einer lokalen Initiative um Hilfe bei der Lösung des Müllproblems gebeten worden. „Die Abfälle der Touristen wurden damals einfach auf offenem Feld verbrannt“, erinnert sich die Sozialökologin. „Das war eine schlimme und unzumutbare Situation.“ Deponieplätze und Sickergruben sind aufgrund der vielen Wasserläufe großteils illegal, ein Bewusstsein für Mülltrennung bildet sich sowohl aufseiten der Behörden als auch in den Privathaushalten nur langsam. Gleichzeitig ist die Müllentsorgung auf dem Festland teuer. Während man in Wien für eine Tonne gemischte Abfälle 100 Euro zahlt, kostet diese auf Samothraki doppelt so viel. Nichtsdestoweniger quellen die nach den Protesten gegen die Müllverbrennungen aufgestellten öffentlichen Container über. Dazu kommt der Gestank von organischem Müll, weswegen sich manche Schiffe weigern, diesen zu transportieren.

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