Kinder des Krieges: „Ich war das Hassobjekt meines Stiefvaters“

Renate M. fühlte sich schon als Kind als „unnötiger Ballast“ innerhalb ihrer Familie. Als 18-Jährige brach sie den Kontakt zu ihrem Heimatort ab. Heute sagt sie, sie sei stolz, einen russischen Vater zu haben.
Renate M. fühlte sich schon als Kind als „unnötiger Ballast“ innerhalb ihrer Familie. Als 18-Jährige brach sie den Kontakt zu ihrem Heimatort ab. Heute sagt sie, sie sei stolz, einen russischen Vater zu haben.Sammlung Stelzl-Marx
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Sogenannte Kinder des Krieges gibt es überall auf der Welt. Interviews mit Betroffenen in Uganda, Indochina, Bosnien, im Baltikum und in Österreich zeigen, dass sie alle ähnliche Stigmatisierungen und Identitätskrisen durchlebten.

Unnötiger Ballast für Verwandte und Pflegeeltern, diese Worte findet Renate M., wenn sie ihre Kindheit und Jugend beschreibt. Sie war ein sowjetisches Besatzungskind und damit Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt. „Meine Mutter hatte 1952 einen Mann aus dem Dorf geheiratet, und ich konnte aufgrund meiner Abstammung nicht in der Familie bleiben, da ich das Hassobjekt meines Stiefvaters war“, berichtet sie.

Renate M. ausfindig gemacht und ihre Erzählung aufgeschrieben hat Barbara Stelzl-Marx von der Uni Graz. Die Zeithistorikerin ist auch Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung (BIK) und war die Erste, die sich der mindestens 30.000 Besatzungskinder in Österreich wissenschaftlich angenommen und das Thema – nicht zuletzt für die Betroffenen selbst – enttabuisiert hat.

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