Pilzinfektionen - der Preis der modernen Medizin

Schimmelpilze (hier in der Petrischale) können bei immungeschwächten Patienten zu lebensbedrohlichen Infektionen, die oft zu spät erkannt werden, führen.
Schimmelpilze (hier in der Petrischale) können bei immungeschwächten Patienten zu lebensbedrohlichen Infektionen, die oft zu spät erkannt werden, führen.(c) Med-Uni Graz
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Systemische Pilzinfektionen waren bis in die 1950er-Jahre – abgesehen von wenigen Ausnahmen – unbekannt. Moderne Therapien und Operationen öffnen den Sporen die Tore in den Körper, wo sie verheerende Schäden anrichten.

Die Symptome der acht britischen Höhlenforscher, die 1982 von ihrer Expedition in die Maya-Höhlen im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas zurückkehrten, waren anfangs unspezifisch: Starke Müdigkeit, Atemnot und Husten plagten die Speläologen. Als später blutiger Auswurf, zunehmend hohes Fieber und Schüttelfrost hinzukamen, lagen sie bereits im Spital. Doch erst nach zweieinhalb Wochen, als sich bei den Briten bereits Geschwüre auf der Zunge zeigten, stellten die Ärzte die richtige Diagnose: Die Forscher hatten sich in den mit Fledermauskot übersäten Höhlen mit dem Schimmelpilz Histoplasma capsulatum infiziert. Gerade noch rechtzeitig konnte ihnen das Medikament Nizoral verabreicht werden, wodurch eine allmähliche Besserung eintrat, berichtet der Arzt John C. Frankland in der britischen Zeitschrift Caves & Caving (Nr. 20, 1983).

Pilze nutzen schwache Abwehr

Solche Histoplasmosen gehörten zu den seltenen Fällen von Pilzinfektionen, die es immer schon gegeben habe, sagt der Internist und Infektiologe Robert Krause von der Medizinischen Universität Graz. Doch die Arten von Pilzinfektionen, die heutzutage weltweit auf dem Vormarsch sind, seien etwas Neues: „In den vergangenen Jahrzehnten gab es eine massive Zunahme an systemischen, also körperweiten Pilzerkrankungen, die bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht existierten oder als Einzelfälle auftraten. Sie lassen sich auf die Fortschritte der modernen Medizin, vor allem bei der Behandlung von bösartigen Erkrankungen, aber auch bei operativen Techniken zurückführen. Diese verbesserten Therapien haben wir uns mit einer gewissen Empfänglichkeit für Pilzinfektionen erkauft."

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