Das stille Sterben des Aralsees

Wüstenschiffe: Mit dem See schwand der Erwerb der Anrainer, die Fischerei.
Wüstenschiffe: Mit dem See schwand der Erwerb der Anrainer, die Fischerei.Getty Images/imageBROKER RF
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Eine der größten Umweltkatastrophen, das Austrocknen des Aralsees, findet kaum Aufmerksamkeit, auch nicht in der Forschung.

Wosroschdenija – Wiedergeburt – hieß eine Insel im Aralsee, die so entlegen war, dass die Rote Armee dort seit den 1930er-Jahren mit Biowaffen experimentierte, Anthrax, Pocken, Pest, wer weiß, was noch. Aber seit den 1960er-Jahren rückten die Ufer des Sees immer näher, 2002 wurde die Insel zur Halbinsel. Und die Sorge stieg, dass das tückische Erbe sich verbreiten – es gab Gerüchte über menschliche Opfer und Tausende verendete Saiga-Antilopen – oder in die Hände von Terroristen fallen könnte. 1988 hatte die Sowjetunion tonnenweise Anthrax verscharrt, dann war sie zusammengebrochen, nun wurden Reste geborgen, vom regionalen Nachfolgestaat Usbekistan, im Hintergrund standen die USA.

Dass die Insel verschwand, war Folge eines ganz anderen Experiments, das die Zubringer des abflusslosen Sees trockenlegte, den Amur Darja im Osten und den Syr Darja im Süden. Ihr Wasser sollte Wüsten fruchtbar machen, in denen im großen Stil Nutzpflanzen angebaut wurden, durstige, Baumwolle vor allem, Reis gar. In den bis dahin viertgrößten See der Erde – 68.000 Quadratkilometer, Österreich hat 84.000 – tröpfelte es nur noch, die Deltas fielen trocken, das ohnehin brackige Wasser versalzte – von zehn Gramm pro Liter auf 100, regional 160. Das Leben im See brach zusammen, und mit ihm der Erwerb der Anrainer, die Fischerei. Kurzfristig halfen salzresistente Flundern aus dem Schwarzen Meer, Platichthys flesus lulscus, dann wurde es auch diesen zu viel.

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