Schleim des Lebens

Ja, hinderlich können sie schon auch sein, aber über den Kopf wachsen sie uns nicht, im Gegenteil, ohne sie wären wir nicht.
Ja, hinderlich können sie schon auch sein, aber über den Kopf wachsen sie uns nicht, im Gegenteil, ohne sie wären wir nicht.Getty Images
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Algen nähren die Forschung, sie nähren Menschen, sie brachten den Sauerstoff in die Luft und das Leben ans Land. Ein Buch singt überfälliges Lob.

Am 14. April jeden Jahres wird im Fischerort Uto im Süden Japans vor der Bronzestatue der Britin Kathleen Drew ein Dankfest gefeiert, bei dem essbare Algen geopfert werden, sie tragen den Sammelnamen Nori, zu ihnen zählen vor allem Porphyra. Bei uns wurden sie als Verpackung von Sushi bekannt, in Japan kommen sie in so vielen Varianten auf den Tisch, dass die Darmflora sich auf sie eingestellt hat. Eine Art gedeiht auch an den Küsten von Wales, in den 1940er-Jahren erkundete Drew ihren komplizierten Lebenszyklus und bemerkte, dass in einer Phase Austern bzw. ihre Schalen gebraucht werden. Das publizierte sie 1949 in Nature (164, S. 748), aber wen sollte so etwas aus dem Orchideenfach der Phykologie – Algenkunde – schon interessieren?

Den Japaner Sogichi Segawa: Ausgerechnet nach dem Ende des 2. Weltkriegs fielen die Porphyra-Ernten in dem ohnehin hungernden Land aus, des Rätsels Lösung waren die Austern: Ihre Populationen waren durch Seeminen der USA dezimiert, und dann kamen auch noch Taifune. Segawa entwickelte mit Muschelschalen Zuchtverfahren, und die ferne Ideengeberin, die in den 1950er-Jahren starb, ohne je von der Nutzanwendung ihres Funds gehört zu haben, wird bis heute geehrt.

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