Fleischeslust und Fleischessünde

Fleischorgie von Frans Snyders (1630).
Fleischorgie von Frans Snyders (1630).Heritage Images/Getty Images
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Wie komme ich zu gutem Essen, wenn möglich Fleisch? Das war ein Leitgedanke der menschlichen Entwicklung. Heute heißt es eher: Welches Essen muss ich meiden? Und nur ja kein Fleisch. Es wird zu einem erstrangigen Streitfall in unserer Kultur.

Nicht mit Blumen oder Gemüse überschwemmten die Niederländer im 16. und 17.Jahrhundert Europa, sondern mit sinnen- und farbenfrohem Fleisch, als ganze Tiere mit Fell, Federn und Augen, oder als prächtige Würste und Schinken. Gemeint ist die Malerei dieser Zeit, die Stillleben zeigen das Fleisch überdeutlich mit all seinen Knorpeln, Fett und Sehnen. Auch der menschliche Körper ist Fleisch. Mit derselben anatomischen Präzision und Freude an der Sinnlichkeit werden die Menschen darum herum gemalt, die Fleischhauer und die Marktfrauen.

Meister Pieter Aertsen hat eine Szene aus der Bibel gemalt, doch Jesus und Maria sind im Hintergrund, das Bild wird dominiert von einer der realistischsten Hammelkeulen der Kunstgeschichte. Der Maler mag eine Warnung vor der Völlerei im Sinn gehabt haben, als er das Gemälde „Vanitas“ genannt hat, aber ins Bild gesetzt hat er auf den ersten Blick doch nicht die Vergänglichkeit, sondern die voluptas carnis, die Fleischeslust.

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