Polen 1939: Die Legende vom sauberen Krieg

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Nazi Convoy(c) Getty Images (Hulton Archive)
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Neue Quellen zeigen: Der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939 war bereits der Auftakt des späteren Vernichtungskrieges.

War der verharmlosend „Polenfeldzug“ genannte Überfall der Deutschen vom 1. September 1939 bereits der Auftakt des Vernichtungskrieges? Die deutsche Propaganda sprach damals von einem schnellen und sauberen „Blitzkrieg“, vom „Feldzug der 18 Tage.“ In der vieldiskutierten „Wehrmachtsausstellung“ Ende der 1990er Jahre kamen die Ereignisse von 1939 nicht vor, die ausgestellten Dokumente verwiesen auf die Zeit nach der Kriegserklärung Deutschlands an die Sowjetunion 1941 und auf den darauf folgenden Eroberungs- und Vernichtungskrieg.

Auch in den Kriegsverbrecherprozessen nach 1945, etwa im Prozess gegen General Erich von Manstein, gab es keine Verurteilungen wegen Vergehen in Polen – was die Legende vom sauberen Krieg zu bestätigen schien. In den Köpfen dominierte vielfach noch das nationalsozialistische Narrativ: Hitlers Rede „Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen“, das gestellte Foto der deutschen Soldaten, die in Zoppot einen Schlagbaum einreißen und natürlich der inszenierte Überfall auf den Sender Gleiwitz. So galt der Krieg und Blitzsieg gegen Polen als eine Art Vorspiel zum „eigentlichen Krieg“. Er stand im übermächtigen Schatten des präzedenzlosen Mordens an den europäischen Juden.

Bilder und Tagebücher deutscher Soldaten, die an der Invasion in Polen 1939 beteiligt waren und gerade in Buchform veröffentlicht werden, liefern ein anderes Bild. Vor einem Jahr hatte ein Team der Gedenkstätte Wannsee-Konferenz einen Aufruf an Deutsche und Polen erlassen, Fotografien, Tagebücher und Briefe aus Familiennachlässen einzusenden. Man nannte das Projekt „Stumme Zeugnisse 1939“.

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