Kleider machen Leute – und Nationen

Die hiesige Presse trug im 19. Jahrhundert zur Etablierung einer Wiener Mode bei.
Die hiesige Presse trug im 19. Jahrhundert zur Etablierung einer Wiener Mode bei.Privat/Wiener Mode (1892/1)
  • Drucken

Wie wir uns kleiden, hat wenig mit individuellem Geschmack und viel mit Zugehörigkeit zu tun. Zunehmend rückt die Rolle der Nation in den Forschungsfokus.

Eine Frau mit Kopftuch und Dirndl – passt das? Schon längst heißt das Motto auf den Laufstegen der Modemetropolen „Everything goes“, alles ist möglich. Im Alltag angekommen ist das aber noch nicht. Als sie eine Hijabträgerin in einem Secondhand-Laden beobachtete, die sich vor einem Spiegel ein Dirndl vor den Körper hielt, fühlte sich Lisbeth Freiß bemüßigt, ihr mit einem Ratschlag zur Seite zu stehen. „Dazu gehört eine weiße Bluse“, erklärte die Fachdidaktikerin für Textiles Gestalten und Werkerziehung vom Mozarteum Salzburg der Frau. „Da lächelte mich diese nur freundlich an und meinte, das wisse sie. Sie trage gern und öfter Dirndl.“

Modernes Outfit für k. u. k. Bürger

Freiß erzählt die Anekdote, um deutlich zu machen, welche Codes und Ideen – das Wort Ideologie vermeidet sie – in Kleidung eingeschrieben sind und wie wir diese im Alltag beiläufig und unbewusst lesen und interpretieren. Sie hat die einzige Professur in Österreich für das noch recht junge Schulfach Textil und Technik inne. In den Neuen Mittelschulen wurden dafür 2011 Handarbeiten und Werken zusammengeführt, in den Allgemein bildenden höheren Schulen steht das im nächsten Jahr an. „Die Zusammenlegung geht einher mit einer inhaltlichen Kürzung“, kritisiert Freiß. „Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht nur Herstellungstechnologien und damit verbundene konsumierte Ressourcen kennenlernen, sondern ihr handwerkliches Tun in eine materielle Kultur eingebettet verstehen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.