Parfumeure halten es mit den Eurythmics: "Sweet Dreams are made of this"...
Parfumeure, die im Auftrag großer Kosmetikmarken handeln, haben so gut wie sicher unter ihren MP3-Favoriten den Eurythmics-Hit „Sweet Dreams“ eingespeichert. Anders ist der nach wie vor grassierenden Süßstoffmanie auch gar nicht beizukommen: Karamell, Tonkabohne, Vanille & Co. erfreuen sich unter den Inhaltsstoffen ungebrochener Beliebtheit. Nun scheint die Naschkatzen-Woge aber tatsächlich an einem nicht mehr steigerbaren Punkt angelangt – man betrachte nur den Beispielfall „Angel Eau Sucrée“ von Thierry Mugler. Wenn man bedenkt, dass schon das klassische „Angel“ als einer der ersten fast essbar daherkommenden Gourmand-Düfte in den Neunzigern für einen Zuckerschock unter Parfumliebhabern gesorgt hat, lässt der für eine aktuelle Edition gebrauchte „Sucré“-Zuckerzusatz einiges, nun ja, befürchten. Doch es folgt Entwarnung: „Angel Eau Sucrée“ ist zwar keine zartbittere Komposition, nach den ersten fruchtigen Akkorden entfaltet sich aber ein keineswegs überzuckerter, fast rauchiger Ton, der auch Gourmand-Skeptikern munden könnte. Schwer zu überbieten ist freilich der obendrein äußerst süß verpackte Neuling von Viktor & Rolf (aus der Luxusdivision des L‘Oréal-Konzerns): Ein süßes rosa Schleifchen wurde da gleich zum Flakon für „Bonbon“ gemacht, und aus diesem entweichen nicht minder liebreizende Duftschwaden. Eine deutlich wahrnehmbare Pfirsichkomponente rundet das Dessertvergnügen fruchtig ab – ein Gaumenschmaus für Naschkatzen also. Und alle anderen mögen es mit den Eurythmics halten: „Sweet dreams are made of this/Who am I to disagree“ . . .
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