So liebevoll und andächtig schnuppern Teeliebhaber über dampfenden Tassen, dass die geistige Verwandtschaft zu Parfum-Connoisseurs eigentlich auf der Hand liegt.
Und so war es in den Neunzigerjahren ein fast überfälliger Schachzug des parfumistischen Genies Jean-Claude Ellena, heute Hermès, den ersten Teeduft zu kreieren. 1992 komponierte Ellena das Cologne „L‘eau parfumée au thé vert“ für den römischen Juwelier Bulgari. Anfangs nur in Bulgari-Boutiquen als Präsent beim Einkauf eines Schmuckstücks offeriert, wurde der Duft bald so beliebt, dass Bulgari ihn über andere Kanäle zu vertreiben begann. Später folgten „Thé rouge“ und „Thé blanc“, und diesen Sommer nun „Eau parfumée au thé bleu“. Das Besondere an dieser Komposition von Daniela Andrier ist die weiche Pudrigkeit von Iris, die sich im Zusammenspiel mit den Tee-Noten entfaltet und dem Duft etwas Nobles, Weiches, Rundes verleiht, wobei die klassisch teeige Konnotation in den Hintergrund tritt.
Leichter zu detektieren in ihrer erfrischenden Säuerlichkeit ist die charakteristische Note in „L‘Ile au thé“ von Annick Goutal. Das Eau de Toilette ist ein Unisex-Duft und wird, wie stets bei Goutal, in zwei Verpackungsausführungen ausgeliefert. Das Zusammenspiel aus Tee und feinen Zitrusnoten sorgt hier für jenen markanten Five-o‘Clock-Effekt, der auch Ellenas „Thé vert“ kennzeichnet.
Um grünen Tee mit Agrumencharakter und einem Hauch Mate erweitert Guerlain heuer die beliebte Aqua-Allegoria-Palette: „Teazzurra“ reflektiert Thierry Wassers Vorstellung einer durchaus angenehmen parfumistischen Teestunde, die ein wenig süßlich (Vanille) gefärbt ist.
Weitere Texte auf Schaufenster.DiePresse.com/riechstoff