Parfüm als Installation: Sinneswandel in der Pariser Duftwolke

Die Maison Cartier probiert Duftkunst für die Öffentlichkeit: In Paris kann man ein Cartier-Parfum jetzt auch begehen. In der "Nuage parfumé" - einer Duftwolke im Glaskubus - vor dem Palais de Tokyo.

Mathilde Laurent hat als Hausparfumeurin bei Cartier ja so etwas wie eine Carte blanche für ihre Projekte: Nachdem die große Maison nicht jedes Jahr einen neuen Duft auf den Markt loslässt, darf Laurent also wirklich kreativ sein, um ihrem Haus die entsprechende olfaktorische Note zu verpassen. Und wahrlich gelungen ist Laurent - die von ihren Mitarbeitern als Künstlerin beschrieben wird - das mit einer Dufterfahrung, die man nicht nur riechen, sondern nun auch begehen kann: dem "Object sentant non identifié", kurz "Osni" genannt, in Paris.

Vor dem Palais de Tokyo am Seine-Ufer schwebt also - bis zum 23. Oktober noch - eine Duftwolke in einem Glaskubus. Über eine Wendeltreppe erreicht der Gewillte die Wolke, versinkt in den Nebeln, die da magisch in gut drei Metern Höhe schweben. Mit jedem Schritt die Treppen hoch riecht er mehr von "L'Envol", jenem Cartier-Parfüm, mit dem Laurent die Wolke beduften ließ. Eine ätherale Installation, passend für Duft, einer Materie, die sich für manche ja dann doch schwerer erfahrbar darstellt als für andere.

Weg vom Animalischen

Laurent selbst scheint sich nach einem anderen Zugang zum Olfaktorischen zu sehnen. Sie sieht den Geruchssinn zu einem animalischen Trieb des Menschen reduziert, und will offenbar ganz ehrlich (das Branding des Projekts in Paris ist tatsächlich sehr minimal gehalten) Leute dazu anregen, ihre Nasen zu öffnen.

Wer die Duftwolke in ihrem Kubus begeht, hat in der Tat ein erhebendes Erlebnis. Ruhig ist es darin, die Wolke wabert über einen hinweg, steht man in ihr, magisch ist es schon ein bisschen - wenn man sich darauf einlassen mag. Man wird nur in Kleinstgruppen in die Installation eingelassen, einige wenige Minuten darf man derart meditativ dann dort verbringen. Dass der (Männer-)Duft "L'Envol" mit seinen Honignoten Verbindungen zu dem Leben der Götter am Olymp - jenseits der Wolken - ziehen will, passt da nur zu gut. Ein kleines, feines Highlight für Duft- und Nebelliebhaber.

Die Maison plant offenbar auch schon das zweite "Osni". Der Chefparfumeurin will man weiterhin jede Freiheit in der Kreation dessen lassen: Léa Vignal-Kenedi, Managing Director der Cartier-Parfümsparte, geht sogar so weit, die Ambitionen für kommende "Osnis" "surrealisitsch" zu nennen. Wenn man bedenkt, wie groß die Carier-Ressourcen für solcherart öffentliche Projekte sein dürften - die Foundation des Hauses hat sich der Kunst verschrieben -, sollten Laurent tatsächlich alle noch so schrägen Türen dafür offenstehen.

Hinweis: Die Reise nach Paris erfolgte auf Einladung von Cartier.

(epos)

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