Zeitfenster der Architektur

Farbige ­Zeiten. Buntglasfenster – das spricht doch für die 1950er-Jahre. für 1950er Jahre.
Farbige ­Zeiten. Buntglasfenster – das spricht doch für die 1950er-Jahre. für 1950er Jahre. (c) Beigestellt
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Ein Buch hilft Laien lesen: nämlich auch in den Gesichtern und Augen der Architektur, die uns im Alltag anstarren.

Comebacks. Sogar die 1960er erleben Revivals. Mit Aluminium- Formsteinen.
Comebacks. Sogar die 1960er erleben Revivals. Mit Aluminium- Formsteinen. (c) Beigestellt

Für Blumen, Bäume, Schmetterlinge. Für fast alles gibt’s bereits Bestimmungsbücher. Aber die Umwelt ist ja nicht nur aus dem Boden gewachsen, in der Erde gekeimt oder aus dem Kokon geschlüpft, sie ist ja nun mal auch gebaut. Dafür haben die Menschen gesorgt. Und verschiedenste ästhetische Überzeugungen und baukulturelle Haltungen haben sie dabei gelenkt. Zugegeben, manchmal schaut die gebaute Umwelt auch so aus, dass man gar nicht genauer hinschauen will. Aber das Buch „Alles nur Fassade" von Turit Fröbe, erschienen im DuMont Verlag, lenkt den Blick genau dorthin, auf das, was einem bislang nichtssagend entgegenstarrte. Mit dem „Bestimmungsbuch für moderne Architektur" können Leser auch außerhalb der Buchdeckel lesen, in der Physiognomie der Häuser, in den Bauwerken, die in manchen Epochen kaum die Miene verziehen. Die „Augen der Architektur", die Fenster, sind dabei der erste Anhaltspunkt, der deutet und verweist, auf die Entstehungszeit des Bauwerks und gleichzeitig auch auf Moden, Haltungen, ästhetische Überzeugungen, die damals herrschten.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren ja die Augen der Architekturen gern noch nachgezeichnet, dekoriert, geschmückt, künstlerisch hervorgehoben. Danach verlegte man sich eher auf glattgezogene Fassaden und weniger Mienenspiel, dafür aber auch darauf, das Fenster selbst zum Objekt und Mittel der Gestaltung werden zu lassen.

Noch mal ­Farbe. Die 70er-Jahre oder: der Mut zum feinen Farbakzent.
Noch mal ­Farbe. Die 70er-Jahre oder: der Mut zum feinen Farbakzent. (c) Beigestellt

Gläserner Vorhang. „Mit Ausnahme der 90er-Jahre hat eigentlich jede Dekade eigene Fenstervorlieben entwickelt", schreibt Autorin Turit Fröbe in „Alles nur Fassade?". Der Wandel der technologischen Möglichkeiten rüstete die Gestalter mit neuen Gestaltungsoptionen, in der modernen Architektur war, wie Fröbe meint, die gläserne Vorhangfassade, die „Curtain Wall", die sich über mehrere Etagen erstreckte, am maßgeblichsten. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wechselten auch die Vorlieben für Formen und Formate. Die 1960er-Jahre etwa, berüchtigt für ihre gestalterische Monotonie, verzichteten meist auf Binnengliederung der Fenster. Die 1970er-Jahre experimentieren dafür mit farbigen. Und die 1950er-Jahre forcierten auch gern mal das Quadrat.

Tipp

„Alles nur Fassade. Ein Bestimmungsbuch für moderne Architektur".
Von Turit Fröbe. Erschienen im DuMont Verlag. www.dumont-buchverlag.de

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