Das Design-Debakel der Wiener Linien

Haltestelle der Zukunft
Haltestelle der Zukunft(c) Wiener Linien / Helmer (Manfred Helmer)
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Kritik Die neuen Haltestellen-Masten in Wien zeigen: Verkehrsmittel wollen funktionieren, aber auch nicht mehr.

365 Euro kostet die Jahreskarte in Wien. Andere Städte stellen schon um auf Gratis-Öffis für alle. Aber trotzdem: Günstiger kriegt man einen täglichen Sitzplatz, wenn man früh oder spät genug aufsteht, in der Stadt wohl kaum. Und noch dazu rollt dabei die Stadt an einem vorbei. Ganz im Gegensatz zu Kaffeehäusern und Theatersesseln. Da sitzt man und da bewegt sich nichts. Ein Blick auf den Netzplan genügt und man kann sich vorstellen: Das muss ja ur kompliziert sein, das alles zu organisieren. Ist es auch. Aber die Wiener Linien sind geübt. Haben nachgefragt, bei jenen die etwas wissen, wenn sie's selbst nicht wussten. Und manchmal fragen sie sogar bei Designern nach, ob sie nicht so lieb wären, oder so dienstleistungsdemütig, dass sie ihnen ihre Welt ausgestalten. Natürlich nur so, dass es ihnen selbst möglichst wenig Umstände und Arbeit macht.

Und dass sich, wenn's fertig ist, die Stadträtin Ulli Sima dazustellen kann beim Foto-Termin. Zuletzt ist diese Kooperation von Design und Nicht-Designanspruch so ausgegangen: Die ersten neuen Stationsmasten, die an den Straßenbahnhaltestellen aufgestellt wurden, verheißen nichts Gutes. Denn eines hat das freundliche Gesicht der Wiener Linien, Stadträtin Ulli Sima, schon angekündigt: Es werden weitere folgen. Aber für sie wurden ohnehin schon alle Kriterien erfüllt: „Die neue Haltestelle vereint alle wesentlichen Funktionen und überzeugt durch zeitgemäßes Design. Sie wird das Stadtbild in den kommenden Jahren mitprägen“, sagt sie. Als hätten sie kurz überlegt, doch mal unzeitgemäßes Design auszuprobieren. Wäre wahrscheinlich besser gewesen.

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