Züchten, kreuzen, veredeln

1791 gab es gerade einmal 25 Rosensorten, vier Jahrzehnte später waren es schon 2526 Sorten.
1791 gab es gerade einmal 25 Rosensorten, vier Jahrzehnte später waren es schon 2526 Sorten.(c) Ute Woltron
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Erst dank der Vermählung mit chinesischen Rosen brach ab dem 19. Jahrhundert der Rosenwahn aus.

Alle frühen Zivilisationen der Menschheit haben ihr gehuldigt und sie besungen, die Ägypter, die Griechen, die Phönizier, die Römer und auch die Chinesen. Doch Letztere wussten von Ersteren damals noch nichts, und umgekehrt. Die frühen Rosenzüchter der Antike und der chinesischen Kaisergärten experimentierten unabhängig voneinander mit der Königin der Blumen, doch später sollte sich zeigen, dass sich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten trefflich verbinden ließen. Da wie dort gab es vorerst nur wenige Sorten.

Doch dann brachten im späten 18. Jahrhundert die Händler der Britischen Ostindien-Kompanie die ersten Rosenexemplare aus China nach Europa – und sie waren eine Sensation. Denn erstmals hatte man Rosen für die Weiterzüchtung zur Verfügung, die nicht nur ein Mal, sondern öfter oder gleich das ganze Jahr über blühten, und die auch über satte Rosa- und Gelbtöne verfügten. Ab Beginn des 19.Jahrhunderts setzte ein Züchten und Kreuzen und Veredeln ein, das zuvor nie dagewesen war.

Die treibende Kraft in diesem atemberaubenden Wettlauf war die französische Kaiserin Joséphine, die Frau Napoleons I. Obwohl Frankreich mit England Krieg führte, war ihrem Chefgärtner gestattet, unbehelligt den Kanal zu kreuzen, um Rosen zwischen den verfeindeten Nationen auszutauschen. Offenbar gibt es doch Leidenschaften, die über allem anderen stehen. In ihrem berühmten Garten von Malmaison bei Paris sammelte Joséphine bis 1814, dem Jahr ihres frühen Todes, 242Rosensorten – und damit alle, die damals aufzutreiben waren.

Wem das heute wenig erscheint: In einem historischen Katalog einer französischen Rosenzüchterei wurden im Jahr 1791 gerade einmal 25 Rosensorten genannt. 1829 waren es bereits 2562, und nach wie vor kommen alljährlich zahllose neue Sorten dazu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2019)

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