Muss man überhaupt noch vor die Tür gehen? Alles kommt nach Hause.
Oder zumindest in die Nähe, manche Pakete schaffen es sogar ins richtige Stiegenhaus. Die Wohnungen der Menschen zeigen in den vergangenen hundert Jahren deutliche Vereinnahmungstendenzen: Sie verlegen Aktivitäten und Dinge, die man aus dem öffentlichen Raum kennt, ins Innere. Da geistert sogar ein Fachterminus herum: Verhäuslichung. Alles geht ins Haus: Für das Brunnenwasser muss man auch nicht mehr raus. Und zum Duschen genauso wenig. Von den letzten Tröpferlbädern Wiens wurden einige zu neuen Wohnungen umfunktioniert. Zuletzt wurde das Umbauprojekt des denkmalgeschützten Bades in der Ratschkygasse in Wien Meidling fertig.
Wichtiger als nette Nachbarn und ihr sympathisches Auftreten sind allerdings Glasfaserkabel, die den relevanten Rest der Welt nach Hause liefern. Gut, dass man auf der Straße niemanden mehr nach der Uhrzeit fragen muss. Oder überhaupt vors Haus gehen, um auf die öffentlichen Uhren zu schauen. Auch das wurde längst verhäuslicht. Die Formen der Wiener Würfeluhren sind sogar als limitierte Edition unter dem Namen „Normalzeit“ aufs Handgelenk gewandert. Zum Glück machen einige Designhersteller (siehe Bild) das Zu-Hause-gelangweilt-an-die-Wand-Starren und der Zeit beim Vergehen zuschauen noch einmal so schön.