Stilfigur: Babyzeugs

Es gibt doch diese Liste mit den wichtigsten Erfindungen des 20.  Jahrhunderts.

Da steht das Penicillin drauf. Und das Internet. Da das Universum immer nur so groß ist wie jenes, in dem man sich gerade befindet, muss man die Liste dringend adaptieren. Der Babykosmos verändert doch alles: Plötzlich dankt man jemandem, den man sonst gern ausgelassen hätte. Gott zum Beispiel. Als die Tochter auf die Welt gekommen ist, ist dem glücklichen Vater ein „Danke, Gott“ entfahren. So reflexartig. Die Freundin darauf: „Mir musst danken, sonst niemandem.“ Natürlich stimmt das. Aber auch nur zum Teil. Die Tochter wurde größer.

Und der Vater musste schon wieder danken: Diesmal nicht nur dem „Universal Designer“ vulgo Gott, obwohl man ja prinzipiell Atheist ist, einem aber doch kein anderer einfällt, sondern auch den wirklichen Industrial-Designern. Und Babyzeugs ist auch so eine Industrie. In Österreich sogar eine sehr erfolgreiche. Hier trägt sie den Namen MAM. Für das Unternehmen hat der Designer Ernst W. Beranek seit den 1970er-Jahren Schnuller und anderes designt. Eine Erfolgsgeschichte. Aber unter all den ästhetisch und funktional innovativen Dingen leuchtet einer besonders hervor. Nämlich der Schnuller, der tatsächlich leuchtet. In der Nacht. Wer selbst wimmernd wie ein Baby rund ums Babybett gekrabbelt ist, weiß: Die Liste der Erfindungen, sie muss dringend neu geschrieben werden.

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