Verner Panton: Auch die Zukunft war mal bunt

(c) Panton Design, Basel
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Design auch mal als Sinnesrausch: Verner Panton sitzt in der Gestaltungsgeschichte auf dem grellorangen Platz. Ein Buch zeigt, wie er die Welt noch sah – außer ziemlich farbig.

In der Vergangenheit, ja, da war die Zukunft noch etwas, auf das man zusteuern wollte. Da konnte man auch futuristischen Szenarien noch etwas abgewinnen. Wird schon nicht so schlimm sein, was da kommt. Und sicherheitshalber malte man sich das noch dazu in bunten Farben aus: Die Nachkriegszeit war nicht jene, in der Stillstand oder Zurückschauen der Modus war, in den man als Gestalter gerne schaltete.

Vielleicht auch, weil man ziemlich weit zurückblicken hätte müssen, in Zeiten, als Design noch gar kein Design war. Und Industrie und Massenmarkt noch gar nicht erfunden – zwei Dinge, an denen sich Verner Panton als Designer schon gern orientierte. Und denen er sich gestalterisch stellte, in einer grellen, sinnlichen Ästhetik, die auch mal vor Optimismus sprühte. Denn so einige Gestalter in den 1950er- und 1960er-Jahren waren zuversichtlich, dass sich mit neuen Materialien und Technologien schon so einiges lösen könnte auf diesem Planeten.

Ikone. Marianne Panton auf dem „Panton Chair“, im Jahr 1967.
Ikone. Marianne Panton auf dem „Panton Chair“, im Jahr 1967. (c) Panton Design, Basel

Verner Panton wurde 1926 auf einer dänischen Insel geboren, hineingewachsen ist er schnurstracks in eine Ära, die manche noch als „Goldenes Zeitalter" des dänischen Designs beschreiben. Gestalter wie Børge Mogensen, Hans J. Wegner und Poul Kjærholm waren international erfolgreich, auch mit ihrer gestalterischen Haltung: der Verwendung von natürlichen Materialien, der handwerklichen Herstellung etwa. Verner Pantons Zugang war eher ein radikaler Kommentar dazu, unterfertigt mit dem materiellen Vokabular von Plastik, Plexiglas, Stahl, Gummi und anderen synthetischen Materialien. Genügend Stoff, um auch manche Möbel- und Produkttypologien wie Stühle oder Leuchten völlig neu zu denken. Daraus wurden Designstatements, die bis in die Gegenwart immer wieder Zeiten fanden, in die sie passten, als wären sie dafür geschaffen geworden.

Panton und Plastik. Ganz so „typisch dänisch" war Panton also dann auch wieder nicht, selbst wenn große Designer seine Mentoren waren, bei Arne Jacobsen etwa hatte er im Designatelier gearbeitet von 1950 bis 1952. Der industrielle Prozess, der Massenmarkt, das interessierte. In Dänemark sorgte er 1958 erstmals ordentlich für Aufsehen. Mit dem Interior Design für das Restaurant seiner Eltern. Dafür hatte er auch den legendären „Cone Chair" entworfen, den Vitra heute noch produziert und der heuer sein 60-jähriges Jubiläum feiert. Einen Kegel mit Sitzfläche quasi, oder auch ein umgedrehtes Eisstanitzel. Der internationale Durchbruch gelang dem Designer mit einem Stuhl, der ganz lapidar seinen Namen trägt: der „Panton Chair", zum ersten Mal vorgestellt auf der Kölner Möbelmesse 1968.

Erstling. Der „Panton-Chair“ wird, als erster, aus einem Stück in Plastik gegossen.
Erstling. Der „Panton-Chair“ wird, als erster, aus einem Stück in Plastik gegossen. (c) Panton Design, Basel

Der erste Stuhl, der in einem einzigen Stück aus Plastik geformt wurde. Ursprünglich hatte Panton mit Bugholz und Thonet an dem S-förmigen Stuhl gefeilt. Schließlich aber entschloss sich Willi Fehlbaum von Vitra, das Experiment in Plastik zu wagen und zu investieren. Er wurde zu einem der meistbeachteten Stühle der Designgeschichte. Und auch schon in seiner Zeit zum Kultobjekt, das gern in Werbekampagnen und Editorial-Fotoshootings genutzt wurde, etwa in einer Bilderstrecke mit Amanda Lear. In den 1990ern erlebte der „Panton Chair" ein Revival, Kate Moss war es diesmal, die für ein „Vogue"-Cover darauf Platz nahm.

Vor allem mit seinen Interior-Visionen machte sich Panton Anfang der 1970er-Jahre einen Namen. Die Ansichten von „Visiona  2", einer 40 Quadratmeter großen Wohninstallation für die Kölner Möbelmesse, sind inzwischen legendär. Doch schon für die erste „Visiona" 1968 ließ er eine andere Designikone baumeln: Die „Flower Pot"-Leuchte hing damals über roten, kreisrunden Teppichen mit Lippenstift-Motiven. Heute wird sie noch vom Hersteller AndTradition produziert. Und ihre Silhouette findet sich auch auf dem Cover der Verner-Panton-Monografie, die zuletzt im Phaidon-Verlag erschienen ist.

„VErner Panton“. Von Ida Engholm, Anders Michelsen, erschienen im Phaidon-Verlag.
„VErner Panton“. Von Ida Engholm, Anders Michelsen, erschienen im Phaidon-Verlag. (c) Panton Design, Basel

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