Österreichische Koch- und Tafelkultur: Spargel stechen, Silber putzen

Tradition. ­Österreichische Esskultur: Geselchtes mit Knödeln und Kraut.
Tradition. ­Österreichische Esskultur: Geselchtes mit Knödeln und Kraut.(c) Katharina Seiser/esskultur.at
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Korrekte Eier im Glas sind für die Gesellschaft für Koch- und Tafelkultur ebenso Thema wie historische Rezepte oder Fischbesteck.

„Man muss sie ja nicht automatisch magerer machen“, sagt Kochbuchautorin Katharina Seiser über die Arbeit an alten Rezepten und deren Aufbereitung für das Heute. „Aber vielleicht gibt es neue Kochtechniken, neue Kühltechniken.“ Heimische historische Kochrezepte zugänglich zu machen, für diese eine Art Datenbank zu erstellen, das ist eines der Ziele der neuen „Österreichischen Gesellschaft für Koch- und Tafelkultur“ und jenes Gebiet, dessen sich Katharina Seiser besonders annehmen wird. „Wir müssen ja nicht krampfhaft Pinzgauer Muas essen, wenn uns so ein Brei heute zu eindimensional ist, aber es gibt ganz viele Gerichte, die Streamlining zum Opfer gefallen sind, die jedoch an sich interessant sind“, sagt Katharina Seiser. Gerichte, die österreichische Identität bedeuten und wiederbelebt werden sollen. „Die ganze Welt beneidet uns doch um unsere Mehlspeisenvielfalt.“

Kulturgeschichte. Eine Tafel von 1666, gemalt von Jan Thomas.
Kulturgeschichte. Eine Tafel von 1666, gemalt von Jan Thomas. (c) Jan Thomas, Festtafel, Wien 1666 © KHM Museumsverband

Initiatorin der Gesellschaft für Koch- und Tafelkultur ist die Kunsthistorikerin und „Tafelkulturistin“ Annette Ahrens: Im Brotberuf jagt sie im Auftrag privater Kunden quer durch Europa silbernen Löffeln oder Eisschalen hinterher, hortet und verkauft wertvolle Likörgläschen genauso wie historisches Sauerkrautbesteck. Mit dem Verein, der vor genau zwei Monaten, am 18. März, gegründet wurde, möchte sie die Koch- und Tafelkultur dieses Landes einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Konkret: den Mitgliedern, die sich schon angemeldet haben, und jenen, die sich noch anmelden werden. Bis dato sind Sammler ebenso dabei wie Köche, Würstelproduzenten oder einfach an Esskultur interessierte Branchenferne. Regelmäßige Newsletter sollen den Mitgliedern etwa von Geheimtipps für Geschirrkauf berichten, zum Nachkochen von alten Rezepten anregen oder Zugang zu an sich ausverkauften Veranstaltungen wie etwa den Wiener Zitrustagen ermöglichen.

Verein zum Handanlegen. Im Vorstand und somit an vorderster Front in der Bewahrung der österreichischen Ess- und Kochkultur ist neben Ahrens und Seiser auch der erste Vier-Hauben-Koch des Landes, Helmut Österreicher. „Sein Schnitzelpanier-Kochkurs ist sein bestgebuchter“, weiß Annette Ahrens, das zeige, dass das Interesse selbst an den Basics der österreichischen Küche groß sei. Der Verein wird seine Mitglieder auch zu Salongesprächen laden, bei denen „Menschen, die zu dem Thema etwas zu sagen haben“, etwa Topköche, in Interviewform aus ihrem Leben erzählen, kündigt Ahrens an. Die nächste Veranstaltung: ein Besuch bei einem Spargelbauern mit anschließender Verkostung. „Wir sind kein Bespaßungsverein“, sagt Katharina Seiser. „Bei uns soll man sich hinhocken und Spargel stechen, und wenn das Thema einmal Tafelsilber ist, dann werden wir auch putzen.“

Tipp

Mitglieder bei der Österreichischen Gesellschaft für Koch- und Tafelkultur (50 Euro jährlich) bekommen Zugang zu Salongesprächen u. ä.: kochtafelkultur.at

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