Hart ins Gericht gehen wir mit Gästen und Gastronomen, Trends und Traditionen. Diesmal: Was wir nicht unbedingt in unserem Eis haben wollen, aber da und dort schon ins Stanitzel oder in den Becher gekommen ist.
Aal. In Japan ist Aaleis eine Delikatesse für die Sommersaison. Wird in flachen Bechern verkauft. Rohes Pferdefleisch. Auch diese Sorte stammt aus dem Hauptquartier für verrückte Eissorten: Tokio. Fun Fact: Als Ben & Jerry's seine vergleichsweise harmlose Sorte "Chunky Monkey" mit Schokolade und Banane auf den japanischen Markt brachte, wurde sie ein Flop: Niemand wollte Affen in seinem Eis haben. Muttermilch. Der Eis-Aufreger in London im Sommer 2011. Der Salon "The Icecreamists" bezog die Hauptzutat für seine Sorte "Baby Gaga" angeblich über bezahlte Lieferantinnen - aromatisch abgefedert wurde die Köstlichkeit mit Vanille und Zitrone. Die Stadtregierung verbat allerdings bald den Verkauf.Oktopus. In einem Land wie Korea, dessen Einwohner selbst vor Spezialitäten wie zuckendem, halblebendigem Oktopus nicht zurückschrecken, wundert es nicht, dass in den Bechern auch Eis aus dem Tentakeltier landet. Haggis. Man ist besser dran, wenn man nicht genau weiß, was die namensgebende Zutat in diesem Fall ist. Aber um den Wohlfühlfaktor geht es hier nur bedingt, also: Ein Schafmagen wird mit Nierenfett, Lunge, Leber, Herz, Zwiebeln und Hafer gefüllt. Und in London macht man daraus Eis. Klingt doch ebenso appetitlich wie Stracciatella, nicht? Schlange. In der Ice Cream City in Tokyo zu finden: Eis mit Kuhzunge oder Schlangenfleisch. Weißwurst. Gar nicht so weit reisen muss man für die Sorten des Verrückten Eismachers: nach München nämlich. Er bietet Eis aus - natürlich! - Weißwurst ebenso wie solches mit hartgekochtem Ei oder mit Pizzazutaten. Yummy, wie wir es verstehen (und das Wort "lecker" hat wieder einmal Hausverbot), bedeutet folgendes: Sich eingraben wollen in etwas, sich quasi suhlen in einer üppigen Kombination aus fettig, salzig, süß, ein bisschen säuerlich, umami. Statt yummy kann man auch "leider geil" sagen oder "fingerlickin' good". Yummy ist das einzige, das hilft, wenn man völlig durchnässt und übernachtig um vier Uhr früh irgendwo herumirrt. Yummy hilft bei Liebeskummer und ist die beste (und gleichzeitig schlechteste) Belohnung, wenn man eine lange Diät hinter sich hat. (c) imago/Westend61 (Dieter Heinemann) Die Südstaatenküche macht Yummy ganz gut vor, ebenso die koreanische (hier übrigens unser Quiz zu dieser Landesküche): Viele Gerichte aus diesen Küchen beziehen ihre Qualität zu einem Gutteil aus besagter Kombination aus fettig, salzig, süß, ein bisschen säuerlich, umami. Fleisch, gerne mit reichlich Fett, plus Zucker und etwas Salzigem (gern in Form von Sojasauce, Speck oder Misopaste): Das sind sichere Indizien, dass etwas so richtig yummy ist. Beispiele: ahornsirupglasierte Hühnerflügel mit Chili oder stundenlang geschmorte Chocolate Short Ribs. Weiter im Brainstorming: richtig gute Burger, unbedingt mit etwas Süße im Bun, idealerweise also aus Briocheteig. Fleischbällchen mit süßlichen Saucen. Karamellisierte Zwiebel auf Faschiertem. Aber auch flüssiger Käse. Chengzhu Yummy kann sogar vegan sein: bei frittierter Avocado etwa (im Bild), bei ofengeschmorten Süßkartoffeln mit Miso- oder Sojasauceglasur oder bei buttrig weich frittierten Melanzani mit Honig und Tahini, also Sesamsauce. (c) imago/Westend61 (Doris.H) Unser Yummy-Wegweiser So, und endlich wird's konkret: Hier eine erste Auflistung (kein Ranking), was Sie wo bestellen müssen, wenn Sie es so richtig yummy wollen. Für weitere Listen brauchen wir dann Sie! Burger im It's all about the Meat, Baby! Dass das Küchenteam von Brian Patton, Chef des Wiener Pub Charlie P's, Burger drauf hat, weiß man schon vom Donaukanal, wo das Burgerkonzept ursprünglich als Pop-up angesiedelt war. Im September des Vorjahres übersiedelte das It's all about the Meat, Baby! (im kundigen Volksmund nur Meat Baby genannt) dann fix an die Stelle des Dining Room im Charlie P's in die Währingerstraße. Die selbstgebackenen zart süßen Briochebuns sind idealtypisch, das Rindfleisch der Rasse Herford kommt vom besten Fleischhauer Irlands, die Saucen sind allesamt hausgemacht, die Kombinationen ausgetüftelt. Nehmen Sie den Badass Burger (mit Sauce Bearnaise und karamellisierten Zwiebeln) oder den Mega Cheeseburger. So geht Burger! (Und so geht Yummy!) Währingerstraße 3, 1090 Wien, www.meatbaby.at Vreni Hockenjos Gangjeong Chicken im Yori Per Teller ins Yummy-Land Korea reisen. Und wer angeben will, schreibt 닭강정. Das bedeutet offenbar Gangjeong Chicken. Im schicken koreanischen Wiener Innenstadtlokal Yori wird dieses süßlich-salzig-scharf-fettige Gericht in der Speisekarte so beschrieben: Huhn frittiert und glasiert in scharfer Honig-Sauce, Ingwer und Erdnussstückchen. No more words needed. Außer: Sooo yummy! Wiesingerstraße 8, 1010 Wien. www.yori.at Der Karfiol im Miznon Vielgerühmt und geil: der mit Butter im Ganzen geschmorte und angekokelte Karfiol im israelischen Lokal Miznon hinter dem Stephansdom (bei dem sich so mancher fragt, ob es zu wild für Wien sei) . Hinter dem Miznon steckt der Gastronom Eyal Shani, eine Art israelischer Jamie Oliver. Sein Karfiol ist nicht nur Social-Media-Star, sondern hat es auch in dieses Best of Yummy geschafft: als vegetarischer Vertreter. Schulerstraße 4, 1010 Wien, facebook.com/miznonvienna Und auch anderswo wird das ehemalige Fadgasgemüse so richtig aufregend. Miznon/Instagram Die Marillen-Bratwürste von Britwurst Hinter dem Label Britwurst steckt der Brite Richard Holmes. 2011 hatte er hobbymäßig mit dem Wurstmachen begonnen, mittlerweile ist er Vollzeit-Wurstmacher. Best of Yummy sind vor allem seine Bratwürste (aus Schwein- oder Lammfleisch, Letztere allerdings nur rund um Ostern erhältlich) mit getrockneten Marillen. Warum? Hm, das mit Fleisch, Fett und fruchtiger Süße haben wir doch oben schon geklärt... Immer samstags auf dem Wiener Karmelitermarkt oder online auf britwurst.com Britwurst Chicken Wings im Mercado Man könnte auch die 24 Stunden geschmorten Short Ribs in Best of Yummy aufnehmen, so yummy sind sie, wir haben uns aber für die Chicken Wings des Mercado entschieden: mit Chili-Honig-Glasur, frischer Chalaca (einer peruanischen Salsa) und Pfefferminzsauce. Fingerlickin' good! Und das um nur 7,90 Euro. Mercado, Stubenring 18, 1010 Wien, www.mercado.at Und was isst man sonst noch im Mercado? Lesen Sie die aktuelle Kritik. Mercado Yummy für Arme (oder auch Ober-Arme): IKEA-Fleischbällchen Die Redaktion hat beschlossen, auch einen Klassiker der Kombination Fleisch mit Fruchtsüße aufzunehmen, allerdings in der Rubrik "Yummy für Arme": die legendären IKEA-Fleischbällchen namens Köttbullar (denen man unlängst ihre schwedische Herkunft absprach - sie stammen angeblich anderswoher...) In jeder Ikea-Filiale. www.ikea.com/at Ikea Und welche Gerichte gehören in Ihre "Best of Yummy"-Liste? Schreiben Sie uns auf schaufenster@diepresse.com, Betreff "Best of Yummy". Ihre Tipps werden dann demnächst an dieser Stelle veröffentlicht. (c) imago/Westend61 (Dieter Heinemann) Noch mehr Härte? Hier schmeckt Wien am schlechtesten
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