Sommerrollen im Anrollen

Als Markt mit dem größten Zukunftspotential für Essenslieferdienste gilt China.
Als Markt mit dem größten Zukunftspotential für Essenslieferdienste gilt China.WANG ZHAO / AFP / picturedesk.co
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Ein Megatrend mit zahlreichen Auswirkungen: Das Massenphänomen des vergangenen Jahrzehnts heißt Essenslieferdienste. Eine Entwicklung, die nicht nur das Miteinander, sondern sogar den Wohnbau beeinflusst.

Triste Postwurfzettel mit wilder Grafik, die von Pizza Mafioso, Frühlingsrollen oder „Schnizel“ künden, schrieb man lange den Vorzimmerpinnwänden von Studenten-WGs zu. Sich Essen liefern zu lassen hatte etwas Armseliges. Und umgekehrt lag es nahe, Lokalen, die ihre Speisen auch ausliefern lassen, mangelnden Erfolg im normalen Betrieb zu unterstellen. Seit aber selbst Restaurants mit tadellosem Leumund wie das Lugeck oder das Neni Tatar vom Seesaibling bis Hamshuka direkt an die Wohnungstür ihrer sich quasi in Restaurantquarantäne befindenden Gäste zustellen lassen, fallen solche Zuschreibungen nicht mehr so leicht. Der diesen März verkündete Rückzug von Uber Eats aus dem österreichischen Markt sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Lieferdienste wie Mjam, dessen Schwestermarke Foodora oder Lieferservice – um die drei größten des Landes zu nennen – ständig steigenden Zuspruch verzeichnen.

Geisterrestaurants. Der Markt für „Home Meal Replacement“ wächst rasant, beschleunigt wurde er durch den allgegenwärtigen Internetzugang auf Smartphones. Die Mitspieler: Zunächst die Kunden, also etwa Menschen, die dank Netflix zuhause auf eine riesige Auswahl an Filmen und Serien zugreifen können, statt außer Haus gehen zu müssen, und die sich ihr kulinarisches Leinwandrahmenprogramm fast bis ans Sofa bringen lassen. Berufsbelastete Familien ohne Zeit und Nerven fürs Kochen – „Home Meal Replacement“ eben. Büroküchenverweigerer, die sich ihr Mittagessen lieber fix und fertig zustellen lassen. Weitere Beteiligte: Die Restaurants, die mit den Lieferdiensten kooperieren – nicht selten handelt es sich um sogenannte Geisterrestaurants, die nur eine Mietgroßküche nützen, aber nicht als Lokal aufzusuchen sind. Die Kuriere, die das Essen bei jeder Witterung oft per Rad an die Kunden ausliefern, bisweilen unter prekären Beschäftigungsverhältnissen (dereinst womöglich von Drohnen ersetzt). Und natürlich die Lieferplattformen selbst, also die Logistiker innerhalb dieses „Megatrends“: Diese werden von Fondsgesellschaften als die eigentlichen Gewinner gesehen, in diese wird investiert. Als Markt mit dem größten Zukunftspotential gilt China.

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