Testessen im Joseph Café Bistro

(c) die Presse (Carolina Frank)
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Hipsterfreundliche „Soup, Salads & Bowls" mit Hirn. Erfreulich für eine derart touristisch frequentierte Adresse wie an der Albertina.

(c) die Presse (Carolina Frank)

„Eine äußerst gute Wahl", sagt die junge Kellnerin, die mit einer Freundlichkeit aufwartet, für die allein sie einen Batzen Überzahlung verdient hätte. Gemeint ist das Einkorn-Risotto, das sich mit einem ordentlichen Schuss Weißwein, Jungzwiebeln und kleinen Artischocken aus dem Marchfeld von jeglichen Ödnis-Befürchtungen vehement distanziert. So manche Gerichte, die das von einer Bagelmanufaktur zum luftigen zweistöckigen Bistro umgemodelte Joseph Café bei der Albertina auf der Karte hat, lesen sich erst einmal nach dem Reißbrett eines Hipster-Café-Beraters – „Soup, Salads & Bowls" etwa lautet ein Kapitel. Macht aber nichts, wenn sie sich, wie die „Falafel Couscous Bowl" (12,60 Euro), als ungewöhnlich aufmerksam zubereitet herausstellen. Das Fladenbrot im Körberl ist herzerfrischend fettig und aromatisch, etwas trocken, aber handgerollt sind die Falafel, und die Avocadocremetupfer wurden so detailliert abgeschmeckt, dass man sie vielen Ähnliches anbietenden Mitbewerbern als Vorlage ans Herz legen möchte. Womöglich hätte auch die „Microbiotic Matcha Bowl" mit Quinoa sowie Sojabohnen, Matcha und anderem veganen Trendgrünzeug geschmeckt – die zu bestellen übersteigt allerdings so manche Selbstschämtoleranzgrenze. Daher: Asian Roastbeef Sandwich (16,90 Euro) mit ausgezeichnetem dünn geschnittenen Fleisch und extra gereichter Yuzu-Hollandaise. Für das gar milde hausgemachte Kimchi dazu gilt: Forza!, eine Fermentationsstufe weiter oben ist auch noch Platz. Von etwas unglücklicher mittelbrauner Farbe ist die glatte Melanzanicreme zum Kabeljaufilet, man kann aber darüber hinwegsehen, ­bietet sie doch eine passable Unterlage für den Fisch plus Lardo, gebratene Paprikastücke und Erbsensprossen (19,80 Euro). Bei den geschmorten Schweinsbackerln mit Erdäpfelpüree, Pak Choi und Champignons geht auch nichts mehr schief, und noch weniger bei den Nachspeisen aus der Vitrine im vorderen Teil des klar gestalteten Lokals: Das aufreizend giftelnde Aroma der cumarinhaltigen Tonkabohne etwa steht der hiesigen marillenlastigen Sachertorte bestens zu Gesicht.

Die Getränkekarte bietet, nona, diverse Superfoodsmoothies, die allesamt schön abgestimmt sind, allerdings durch die ökologisch wertvollen, dünnen Echtstrohhalme nicht recht durchwollen. Die Wein- und Sprudelauswahl sucht den Weg über Nebenfahrbahnen – erfreulich für eine derart touristisch frequentierte Adresse wie hier an der Albertina.

Info

Joseph Café Bistro, Albertinaplatz/Führichgasse 6, 1010 Wien, Bistro: Mo–Fr: 8–22, Sa, So: 8–18 Uhr.

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