Am Valentinstag wird die Liebe gefeiert. Aber wie steht es heutzutage um Beziehungen? Was macht Tinder mit uns, und lassen sich Beziehungen nach der Affäre retten? Auf Besuch beim Paartherapeuten.
Mit welchen Problemen kommen Paare am häufigsten zu Ihnen?
Doris Jeloucan: Sie fühlen sich vom Partner unverstanden. Meistens sind es die Frauen, die kritisieren und fordern, woraufhin die Männer zur Schildkröte werden und sich zurückziehen. Nur verstehen sie nicht, dass Frauen das machen, damit sie die Beziehung zusammenhalten, während Männer Dinge mit sich ausmachen, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. So entstehen Machtkämpfe.
Wie äußert sich das?
Unterschiedlich. Es sind nicht immer Gemeinheiten, die man sich an den Kopf wirft. Manche werden ganz still und ziehen sich zurück, manche gehen fremd. Frauen gehen oft auch in die Esoterik, Männer konzentrieren sich auf die Karriere. Man nimmt Auswege.
Wie löst man sie wieder?
Indem man schaut, welche Bindungsbedürfnisse nicht erfüllt werden. Es geht nie um die Klopapierrolle, die falsch hängt, das ist nur das Symptom. Ich hatte einmal ein Paar, da wollte er sich unbedingt trennen, weil sie die abgelaufenen Lebensmittel nicht aus dem Kühlschrank nahm. Natürlich greift man sich da an den Kopf. In Wahrheit ging es ihm darum, dass er in einer Familie aufgewachsen war, in der auf seine Bedürfnisse keine Rücksicht genommen wurde – und ein Muster wiederholt sah. Als sie das begriff, war das kein Problem mehr. Aus ihrer Sicht hatte sie ein anderes Thema, sie wollte nicht drangsaliert werden. Man muss das Gold in einem Machtkampf finden. Dann darf einer heilen und einer wachsen in einer Beziehung. Das ist immer so und bei jeder Fragestellung jemand anderer.