Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb über Klimaschutzmaßnahmen, warum es nicht ohne Politik geht und was derzeit auf dem Spiel steht.
Klima und Umwelt werden oft vermischt. Welche Missverständnisse gibt es da?
Helga Kromp-Kolb: Die Plastikproduktion ist nicht die große Schwierigkeit. Sie ist nicht so energieaufwendig. Es ist eher ein Problem, wenn es in der Natur herumliegt. Wenn Sie plastikfrei leben, sind Sie noch lange nicht klimafreundlich. Das wird auch von der Politik vermischt. Als das Klimathema wieder hochgekocht ist, war die Reaktion der Politik darauf, Einwegplastiksackerl zu verbieten. Das ist eine gute Maßnahme, aber sie hat nichts mit dem Klima zu tun. Das ist so, wie wenn Sie Kopfweh haben und sich den Fuß einbinden.
Was ist speziell fürs Klima relevant?
Alles, was sehr viel Energie kostet, da ist die Mobilität ganz wesentlich, also Autos, Flugzeuge. In Österreich macht das ungefähr ein Viertel der Treibhausgasemissionen aus. Auch Kreuzfahrtschiffe sind ein Problem, ebenso wie Containerschiffe. Aber das kann man nicht den Schiffen vorwerfen. Man kann nicht billige Güter aus China beziehen, aber keinen Transport haben wollen.
Wie viel kann der Einzelne bewirken?
Es gibt viele Bereiche, bei denen der Einzelne seine Entscheidung treffen kann, aber wir brauchen einen Beitrag der Politik. Es muss vorgesorgt werden, dass das klimafreundliche Handeln einfacher und billiger ist als das klimafeindliche. Man kann nicht ständig vom Einzelnen verlangen, dass er alles Unbequeme und Teure macht, nur weil das Klima ihm wichtig ist.