Angela Lindner: Die unromantische Hochzeitsplanerin

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Der Beruf Wedding Planner ist beliebt. Rund 60 Menschen leben in Österreich davon, Hochzeiten anderer zu organisieren. Romantische Vorstellungen sind allerdings fehl am Platz.

Angela Lindner wirkt sehr beruhigend. Das ist nicht gerade die schlechteste Voraussetzung für ihren Job. Sie ist Wedding Plannerin. Und nicht selten sind ihre Kunden – „meine Brautpaare“, wie Lindner sie nennt – etwas angespannt. „Die Stimmung zwischen Brautpaaren ist kurz vor der Hochzeit nicht ganz ruhig, da gibt es einen gewissen Wellengang, das hat mit der besonderen Situation zu tun“, sagt die gebürtige Salzburgerin mit der angenehmen Stimme.

In solchen Momenten verlässt Lindner die gemeinsame Besprechung und lässt das Brautpaar allein. „Ich halte mich da zurück, das ist ein intimer Moment.“ Dieser Satz beschreibt nicht nur die Reaktion der Wedding Plannerin auf brenzlige Situationen, sondern ihren Zugang zum Job.

Im Jahr 2006 hat sich Lindner mit ihrer Agentur „Wedding Angel“ selbstständig gemacht. Der Gründung ging, wie bei den meisten ihrer Berufskolleginnen, die eigene Hochzeit voraus. „Ich wollte immer etwas Organisatorisches machen. Dass es Hochzeiten werden, hätte ich nicht gedacht“, sagt die 36-Jährige, die mittlerweile in Wien lebt. Vor der Gründung holte sie sich noch den „Familiensegen“, immerhin spielt sich ihr Job nicht gerade zwischen neun und 17 Uhr ab. Derzeit betreut sie parallel zwölf Hochzeiten, viele davon von „Incoming-Brautpaaren“, also ausländischen Paaren, die nur zum Heiraten nach Österreich kommen. Die Hochzeiten sind ebenso wie ihr Vorbereitungsaufwand unterschiedlich: von der dreitägigen Großveranstaltung, die zwei Jahre Vorbereitung benötigt, bis zur Blitzhochzeit, die innerhalb eines Monats organisiert werden muss.

Lindner macht viel, aber nicht alles. Sie kutschiert weder „ihre Bräute“ zum Brautmodengeschäft noch legt sie bei der Hochzeitstorte Hand an. Dazu fehlt ihr die Konzession, da ist sie streng. Die haben hingegen ihre Netzwerkpartner, sprich Floristen, Caterer, Schneider, Musiker, Pfarrer oder Taxiunternehmer.

Das sehen allerdings nicht alle so. Der Beruf Wedding Planner ist seit einigen Jahren auch hierzulande en vogue. Viele gründen eine Agentur, ohne sich vorher genau über das Berufsfeld zu informieren. „Es gibt ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Am Land beginnen viele, nachdem sie geheiratet haben, und sperren nach einem Jahr wieder zu“, sagt Lindner. Das liege oft an falschen, romantischen Vorstellungen.


Weg vom Jennifer-Lopez-Klischee. Denn ein Wedding Planner müsse in erster Linie organisieren, kalkulieren und verhandeln. Lindner hält nicht viel vom „Jennifer-Lopez-Klischee“, wie sie es nennt. Sie spricht damit den Hollywood-Film „Wedding Planner – verliebt, verlobt, verplant“ an. „Dort sieht man Jennifer Lopez Rosenblüten zupfen, aber nie ein Budget ausrechnen. Sie heiratet auch zum Schluss den Bräutigam.“ Diese romantische Vorstellung dürfte sich mittlerweile auch hierzulande verfestigt haben. Dem versucht nun auch die Wirtschaftskammer mit einem eigenen Lehrgang am Wifi gegenzusteuern. Seit 2009 gibt es den Kurs, Lindner ist die Lehrgangsleiterin.

Unabhängig davon gibt es mittlerweile rund 60 Wedding Planner in Österreich. Das freut zwar die Wirtschaftskammer, jetzt will man den Berufszweig jedoch professionalisieren. Noch heuer soll es ein eigenes Gütesiegel von der Wirtschaftskammer für den Berufsstand geben.

Das wird Frau Lindner wohl nicht mehr brauchen. Sie hat sich zwar keinen Kundenstock aufgebaut – was in ihrer Branche trotz hoher Scheidungsraten schwierig ist –, aber einen Namen gemacht. Die Brautpaare stoßen via Mundpropaganda oder Internet auf sie. „Es hat sich herumgesprochen, was ein Wedding Planner ist und macht. Er hilft nicht nur sparen. Viele kommen zu mir und sagen, wir brauchen zwar keinen Wedding Planner, hätten aber gerne dort und da Unterstützung“. Oft nehmen sie am Schluss dann doch Lindners Dienste in Anspruch.


Trend zur Perfektion. Dazu gehört auch die Brautkleidsuche. Die meisten „ihrer Bräute“ greifen auch hier auf das Service von Frau Lindner zurück. Sie empfiehlt die Mutter und maximal eine Freundin mitzunehmen, würde aber nie strenge Vorschriften machen. „Es gibt einen Trend zur Perfektion. Viele Bräute machen sich einen Druck, etwa was das Idealgewicht betrifft. Unterstützt wird das durch Foren oder Infos aus Fachzeitschriften.“ Ihr Rekord waren acht Stunden in einem Brautmodengeschäft. Die Dame ist damals ohne Kleid nach Hause gegangen, bis zur Hochzeit hatte sie allerdings eines. „Ich will nicht, dass sich meine Bräute aus Zeitdruck für etwas entscheiden, was dann doch nicht passt.“ Dann lieber heimgehen und das Ganze noch einmal in ein paar Tagen versuchen. Die Suche nach dem perfekten Kleid kann bei manchen Damen schon etwas ausarten. „Ich versuche dann immer zu vermitteln, dass es doch darum geht, den Mann zu heiraten und nicht eine perfekte Figur zu machen.“

Überhaupt merke man ohnehin, wenn eine Braut das richtige Kleid gefunden hat. Nämlich dann, wenn sie beginnt, sich damit zu bewegen, und es nicht mehr ausziehen will. Ähnlich ist das beim Blumenstrauß. „Wenn es der richtige ist, gibt sie ihn nicht mehr aus der Hand.“

Es fällt auf, dass Lindner sehr oft von „ihren Bräuten“ spricht. Aber wo sind die Männer? Die gehören ja auch zum Heiraten dazu? „Hochzeit bedeutet für Frauen etwas anderes als für Männer. Der Mann heiratet und möchte, dass die Braut einen wunderschönen Tag hat. Bräuten wird freie Hand gelassen. Für die Braut ist das Hochzeitsfest ein bisschen sie selber.“ Lindner hat noch nie einen Bräutigam erlebt, der zu seiner Zukünftigen gesagt hat: „Machen wir nicht, ist zu teuer.“

Leicht haben es die Männer aber auch nicht gerade. Einerseits sollen sie sich ja einbringen, andererseits will oder soll man sich dem Willen der Frau beugen. „Meist wählen die Männer dann das Transportmittel aus.“ Allerdings nehmen die Herren die Sache durchaus ernst und alle Termine wahr. Manche Paare treffen sich lediglich zweimal mit ihr, andere brav jedes Monat.

Und woher weiß man, was für das Brautpaar das Richtige ist? Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Durch Fragen, und zwar solche wie „Fühlen Sie sich wohl?“, „Ist es das, was Sie wollen?“. Auf das „Sie“ legt Lindner übrigens großen Wert. Geschäft ist Geschäft, lautet ihr Motto. Eine höfliche Distanz kann da nicht schaden, vor allem, wenn es zu brenzligen Situationen kommt. Allerdings haben sich zwischen der Hochzeitsplanerin und ihren Kunden durchaus schon Freundschaften gebildet. Aber immer erst nach der Hochzeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2011)

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