Amanshausers Album: Idiotisch

Wenn Fluggäste ihre Rollkoffer so ungeschickt und rücksichtslos ins Gepäckfach stopfen, dass es sich wieder öffnen muss und sie einem auf den Schädel fallen.
Wenn Fluggäste ihre Rollkoffer so ungeschickt und rücksichtslos ins Gepäckfach stopfen, dass es sich wieder öffnen muss und sie einem auf den Schädel fallen.(c) Ton Koene / dpa Picture Alliance
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77 - Womit füllen diese Leute eigentlich ihre bescheuerten Rollkoffer? Eine kurze Kulturkritik.

Endlich an Bord. Die Passagiere ­sitzen bereits. Man „macht es sich bequem", soweit man den Versuch so nennen kann, Schultern und Beine nach dem Anschnallen im legebatterieartigen Bereich unterzubringen. Da ­öffnet sich ein Gepäckfach – und der Plastikschalenkoffer desjenigen, der ihn dort gerade noch ungeschickt hineingestopft hat, donnert einem auf den Schädel. Man sieht Sterne. Halb bewusstlos sinkt man tiefer in den Sitz. Der Besitzer erhebt sich, schüttelt – ohne jegliche Entschuldigung – missbilligend den Kopf und ­versucht ungeschickt, seinen Trolley wieder ins Fach zu stopfen. Man bedauert, soeben bei der Sicherheitskontrolle die Nagelschere eingebüßt zu haben. Damit könnte man ihm die Augen ausstechen.

Den ganzen Flug brummt einem der Schädel. Mit welchen Gegenständen füllen die Leute ihre bescheuerten Trolleys chinesischer Provenienz? Mit Wackersteinen, mit Hanteln aus der Schwerathletik? Unter Garantie schleppen sie eine Ladung Geiz und Kleinlichkeit mit sich. Lieber stopfen sie ihre Rollkoffer randvoll, als auf ihren Mobiltelefonen, die bestimmt das Fünfzehnfache kosten, ein simples Stück Reisegepäck hinzuzubuchen. Ich selbst – will es nur festhalten – reise mit zwei kleinen Taschen, die überall Platz finden.

Mitschuld trifft die Airlines. Als Kunde ist mir das Phänomen, dass 20 Kilo ­Reisegepäck im Normalpreis inbegriffen sind, lange nicht mehr untergekommen. Wenn ausnahmsweise doch, balle ich vor dem Computer jedes Mal wie ein Olympiasieger die Faust. Mittlerweile muss ja fast jedes Zuckerpäckchen per Kreditkarte vorher gebucht werden, an Bord ist es unerschwinglich. Der leicht verhaltensauffällige Chef der Billigflug­linie Ryanair hat sogar einmal öffentlich „angedacht", ob es nicht fairer wäre, wenn seine Passagiere künftig für ­Toilettenbesuche zahlen – der Shitstorm folgte. Auf einem der letzten Flüge versuchte übrigens ein seriös gekleideter Herr, seinen Rollkoffer in das Fach über meinem Schädel zu pressen, wo meine kleine Tasche stand. „Wem gehört diese Tasche?", fragte er hilflos. „Die muss weg, sonst passt mein Koffer nicht ­hinein!"

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