Amanshausers Album: Um keinen Ratschlag verlegen

Ansichtssache. Der Autor und der Local: Antonie aus Vanuatu, um keinen  Ratschlag verlegen.
Ansichtssache. Der Autor und der Local: Antonie aus Vanuatu, um keinen Ratschlag verlegen.(c) Martin Amanshauser
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Treffen mit Antonie, meine Völkerverständigung in Vanuatu oder Short Story über Sex und Geld.

Am Aussichtspunkt über der Devil’s Point Road, Efate, Vanuatu, nähert sich ein groß gewachsener, stattlicher Mann, circa 70 bis 75, etwas unsicherer Gang, weiße Locken, dunkle Haut. Doch seine Augen sind rot, haben wenig Weißes. Er heiße Antonie, woher denn ich sei? Austria. Australia? Austria. Verstehe, Austria, sehr weit weg. Woher ich nach Vanuatu geflogen bin? Von Fidschi. Antonies Augen blitzen auf, die Fidschii-Frauen sind super, sagt er. Sie haben – er zeigt Brüste an. Sie können gut – er stößt mit dem Zeigefinger in ein Loch, das er mit der anderen Hand bildet. Es schnalzt. Ob ich in Fidschi mit einer . . .? Nein. Ob ich verheiratet . . .? Ja, lüge ich, und er? Ja, sagt Antonie, aber Vanuatu-Frauen sind . . . Unterschiedlich, unterbreche ich hastig. Und wie viel verdient ihr so in Austria, fragt Antonie. 1200 Euro, ich setze es niedrig an, das heißt, wenn man Arbeit hat. Wenig, sagt Antonie skeptisch, ob ich Vanuatu teuer finde? Ja, sehr, sehr teuer.

Und wo ich wohne, fragt Antonie. Ich verschweige das Casino-Hotel, sage den Namen des billigen gegenüber. Gibt es in Austria Arbeitslosengeld? Ja. Wie hoch? 600 Euro. Pensionen? Ja. Alle Leute besitzen Häuser? Einige, nicht alle. Gibt es in Austria Arme? Ja. Und Bettler? Ja. Oh, ihr in Austria . . . habt ihr wirklich Bettler, fragt Antonie. Ja. Wer sind diese Bettler? Meistens Ausländer. Da hätte ich eine Idee, sagt Antonie, du machst das so: Du gehst zu einer Ausländerin, einer hübschen, jungen, schläfst mit ihr – sie möchte das bestimmt, sobald sie erfährt, wie vieldu verdienst – und du gibst ihr Geld. Für dich ist es wenig, für sie viel, beiden ist geholfen, du kannst sie immer wieder treffen . . . aber aufpassen, ruft er. Wieso? Dass sie keine Krankheit überträgt . . . du musst eine Hygienische nehmen, eine ganz Saubere, verstehst du? Ja klar, eine Saubere, sage ich, ich muss jetzt weiter. Natürlich, sagt Antonie, wie sieht es aus mit einer Contribution? Ich bin nicht so der Contribution-Typ, sage ich. Ich könnte mir 500 Vatu vorstellen, sagt Antonie und rechnet für mich um, das wären bei euch vier Euro.

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