Amanshausers Album: Kreuzfahrtboom

Im Fokus. Eine ­Reisebranche unter kritischer Beobachtung: Der Kreuzfahrtboom wird für
Im Fokus. Eine ­Reisebranche unter kritischer Beobachtung: Der Kreuzfahrtboom wird für (c) Getty Images/iStockphoto (dbvirago)
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Umwelt und Kreuzfahrt: Die Gewinne sind privat, die Schäden zahlen wir alle.

Billiger Treibstoff und billige Arbeitskräfte – das ist die Zauberformel, die den Boom der Kreuzfahrtbanche erst möglich gemacht hat. In Deutschland jubelt sie stärker als je zuvor: Im letzten Jahr reisten wieder über 2,2 Millionen deutsche Gäste mit Megaschiffen (weltweit waren es 22 Millionen). Sie hinterlassen eine Spur des Schreckens, nicht nur was die Auswirkungen auf die Umwelt betrifft. Vor einigen Jahren verbrachte ich ein paar Wochen in Willem­stad, Hauptstadt der Karibikinsel Curaçao, wo internationale Schiffe zu den lukrativen Einnahmequellen gehören.

Die US-Gäste fallen über die Stadt her, ohne dort etwas Nennenswertes zu konsumieren, an Bord ist Essen und Trinken ja all inclusive. Fatalerweise stellt Willemstad sich voll auf ihre „Bedürfnisse" ein. Fast alle Shops in der Innenstadt verkaufen in China produzierte Müllsouvenirs. Das ging so weit, dass ich das Salz für meine Nudeln erst zwei Kilometer vom Zentrum entfernt vorfand.

Die Umweltverwüstung schreitet voran. Der tägliche Ausstoß eines Schiffs an CO2 entspricht dem von 83.000, an Schwefeldioxid dem von 376 Millionen und an Feinstaub dem einer Million Pkws. Deutsche Reeder zeigen mittlerweile Tendenzen zur Nachhaltigkeit, doch weltweit erfüllt noch kaum ein Schiff die modernen Kriterien und fährt mit Flüssiggas (LNG), sondern bislang mit Schweröl, dem dreckigsten aller Kraftstoffe, an Land längst verboten. Während der Landausflüge der Passagiere werden die schwimmenden Monster, die Energie einer Kleinstadt verbrauchend, mit Schiffsdiesel weiterbetrieben, auch das nicht gerade sauber.

Die US-Branchenriesen blockieren indes mit aktivem ­Lobbying Umrüstungen von Schweröl auf Diesel sowie zum Beispiel den Einbau von Katalysatoren und Russpartikelfiltern. Der Schaden für die Hafenstädte ist kaum zu unterschätzen. Neben dem Ruß- und Feinstaubausstoß zeigt die Debatte um Kreuzfahrtschiffe in Venedig – unwiederbringliche Schäden in und an der Lagune –, dass die Verursacher der ärgsten Umweltsünden nur unter ­massivem politischen Druck für wenigstens einen winzigen Teil davon auf­kommen.

www.amanshauser.at

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