Italien

Kuturhauptstadt geht in den Untergrund: Matera und seine Höhlen

Matera
Matera Imago
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Das süditalienische Matera ist Europäische Kulturhauptstadt – ein Ort, der nach Jahrtausenden durchgehender Besiedlung bereits kurz vor dem Aussterben stand.

Man kennt diesen Hügel mit dem Kreuz darauf, jedenfalls als Cineast mit Hang zum Historischen. „Ich war hier oft meine Oma besuchen,“ erinnert sich hingegen Enzo Montemurro. „Das war sehr spannend, in den Höhlen und Ruinen zu spielen.“ Und seit 1968 verboten, was natürlich einen Ragazzo aus dem Süden nicht wahnsinnig beeindruckt. Doch auch die Oma hat das Angebot, in eine Sozialwohnung über dem Flusstal zu ziehen, irgendwann angenommen. Womit die 10.000 Jahre lange Geschichte der durchgehenden Besiedlung der Höhlen (Sassi) von Matera zu Ende ging. Beinahe.

Begonnen hatte sie auf der gegenüberliegenden Seite des tief eingeschnittenen Tals der Gravina. Auch war es wohl dieser Grenzfluss zwischen Apulien und der Basilicata, der Jungsteinzeitmenschen den Weg vom Golf von Taranto zu dieser perfekt geschützten Siedlung gewiesen hatte. So perfekt, dass sie Matera nie wieder verlassen mussten und somit zu einer der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Welt machten. Das Buch „Jesus kam nur bis Eboli“, in dem Carlo Levi 1944 die Lebensumstände der Menschen in den Sassi beschrieb, und eine Malariaepidemie kurz darauf hätten dem aber fast ein Ende gemacht. Dass Menschen hier noch in Höhlen lebten, galt als die Schande Italiens. Die Bewohner wurden in Neubauten umgesiedelt, ihre Behausungen enteignet und dem Verfall preisgegeben.

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