Marseille: Neue Hotspots in der ältesten Stadt der Grande Nation

Marseille hat seinen ganz besonderen Charme.
Marseille hat seinen ganz besonderen Charme.REUTERS
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Die Fotografin Faustine Martin nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch ihr Marseille und verrät, wo es die „wahre“ Bouillabaisse gibt.

Sie ist die älteste und zweitgrößte Stadt Frankreichs und hat nicht immer nur leichte Zeiten durchlebt: Marseille hat seinen ganz besonderen Charme, ist kein pittoreskes Hafenstädtchen, sondern eine lebendige, multikulturelle Metropole. Über 860.000 Einwohner leben hier am Golf de Lion inmitten großer Baukunst wie der 162 Meter hohen, im 19. Jahrhundert erbauten Basilika Notre-Dame-de-la-Garde, der Cathédrale de la Nouvelle Major, der Prachtstraße Canebière, dem MuCem (Museum für europäische und mediterrane Zivilisationen). Aber auch in den Vororten der Stadt, in denen die soziale Situation bekanntlich nichts vom Glanz der Touristen-Hotspots hat.

Zu den Menschen, die in Marseille leben, arbeiten und ihre Stadt lieben, gehört die Fotografin Faustine Martin. Sie ist für Kunden von Balmain bis Adidas zwar auf der ganzen Welt als Mode- und Porträtfotografin unterwegs ist, ihre Wurzeln und ihren Lebensmittelpunkt hat sie aber weiterhin in Marseille. Uns hat sie verraten, wo ihre liebsten Plätze sind, wo es sich zu feiern, essen, trinken, schlafen und shoppen lohnt – und wo man die beste Bouillabaisse der Stadt findet.

Schlafen

Wer das junge, trendige Marseille erleben will, ist im Mama Shelter gut aufgehoben. Das Budget-Designhotel liegt in Cours Julien, der besten Gegend für Nachtschwärmer. Hier gibt es günstige Bars, Techno-Clubs und Street Art. Das Hotel selbst veranstaltet außerdem Partys und an Sonntagen einen Brunch. Die kleinen, aber stylishen Zimmer kosten ab 72Euro die Nacht aufwärts. 64 Rue de la Loubière, www.mamashelter.com/fr/marseille

Für eine Übernachtungserfahrung der anderen Art empfiehlt die Fotografin das Maison Empereur. Das wurde eigentlich 1827 als Haushaltswarengeschäft gegründet und ist auch heute noch ein Geschäft – allerdings findet sich im Haus auch ein Apartment mit Schlaf- und Wohnzimmer, kleiner Küche und Bad, in der das Motto „Eine Nacht im Museum“ gelebt werden kann. Mehr als Erfahrung denn als Übernachtung zu verstehen ist diese Unterbringung aber nicht für jeden das Richtige: Denn hier gibt es weder WLAN noch einen Lift in den zweiten Stock. Vermietet wird die Wohnung über Airbnb, die Preise beginnen bei 150 Euro pro Nacht. 4 Rue des Récolettes, www.empereur.fr/accueil.php/

Und wenn die Übernachtung eher klassisch-schön und komfortabel ausfallen soll, legt die Fotografin Besuchern ihrer Stadt das Hotel Intercontinental am Place Daviel ans Herz, das als der Palast Marseilles gilt. Hier lässt es sich mit den schönsten Ausblicken auf Notre-Dame de la Garde und den Alten Hafen übernachten, außerdem gibt es in dem Fünf-Sterne-Haus jede Menge gehobene Gastronomie: vom Sternerestaurant bis zur Rooftop-Bar. Die Zimmerpreise beginnen bei knapp 170Euro pro Nacht, Infos unter: www.ihg.com/intercontinental/hotels/de/de/marseille/mrsha/hoteldetail

Essen

Wie in den meisten Hafenstädten ist in Marseille die kulinarische Vielfalt groß. Hier finden sich Speisen aus aller Herren Länder, die es wert sind, gekostet zu werden. Wer zumindest ein Lokal mit typischen einheimischen Gerichten besuchen möchte, hat im L'Epicerie Idéal dazu Gelegenheit: An der Rue d'Aubagne 11, mitten im angesagten Viertel Noailles, serviert seit Kurzem die Gastrokritikerin Julia Sammut lokale, biologische Spezialitäten – von Schmorgerichten über Pasta bis zu Sandwiches und Salaten. Das kleine Lokal, das gleichzeitig ein Delikatessengeschäft ist, gilt derzeit als die In-Location, in der die trendbewussten Marseiller zu Mittag essen. Weshalb es sich empfiehlt, rechtzeitig da zu sein und etwas Geduld mitzubringen. https://fr-fr.facebook.com/epicerielideal/

Zu den echten Geheimtipps in Sachen internationaler Küche gehört für Martin das Mont Liban: „Das ist ein kleines Lokal, das nur im Sommer geöffnet ist und die besten Falafel und libanesischen Tabboulehs der Stadt anbietet“, schwärmt sie. 172 Boulevard du Redon, http://villamontliban.fr/

Außerdem empfiehlt sie die Taqueria LoKa, „in der es das beste mexikanische Essen in ganz Marseille gibt“. 126 Rue Sainte, www.taquerialoka.com

Und die beste Bouillabaisse der Stadt findet man im Le Miramar im Alten Hafen. Hier serviert Küchenchef Christian Buffa neben der „wahren Bouillabaisse“ große Meeresküche auf Gault-Millau-Niveau. 12 Quai du Port, http://lemiramar.fr

Shoppen

Für angesagte, urbane Streetwear legt Faustine Martin Marseille-Reisenden einen Besuch im Goudron Store ans Herz. Hier finden sich Sneakers, T-Shirts und jede Menge Accessoires (nicht nur) für Männer mit coolem Understatement. www.goudronstore.com/fr/ 31 Rue Montgrand.

Einkaufsfreudigen Designfans legt sie das Honoré Décoration in der Rue Sainte 121 ans Herz. „Dort finden sich tolle Dekos mit orientalischem Einfluss“, erzählt sie. Aber darüber hinaus auch jede Menge Möbel, Accessoires oder beispielsweise Picasso-Teppiche, die einen Blick wert sind.www.honoredeco.com/en

Nachtleben

„Wer erleben will, wie die Menschen in Marseille feiern, der findet den perfekten Platz dafür im Café de L'Abbaye“, verrät die Einheimische, wo sich das Nachtleben der Hafenstadt derzeit abspielt. Zumindest das der 25- bis 40-jährigen Bewohner von Saint-Victor oder Endoume, den neuen Bobo-Vierteln der Stadt. Auf der Terrasse des von außen bis auf die Menschentrauben davor eher unscheinbar aussehenden Cafés drängen sich die Feierfreudigen und genießen unter anderem einen grandiosen Blick auf den Hafen. 3 Rue d'Endoume, www.facebook.com/lecafedelabbaye

„Ein nettes kleines Guinguette ist auch das Viaghji di fonfon“, verrät die Fotografin, wo man sich auf die Spuren der einstigen Tavernen begeben kann. Die Guinguettes entstanden in den Vororten von Paris und verbreiteten sich später über das ganze Land. Teilweise besaßen sie auch eine Restauration oder wurden zu Tanzveranstaltungen genutzt, seit einigen Jahren erleben sie eine regelrechte Renaissance. Die moderne Variante davon und ein ähnliches Publikum wie im L'Abbaye findet man heute in der 136–142 Rue du Vallon des Auffes,www.viaghjidifonfon.com

Wer dagegen mit der Surfer- und Beach-Szene Marseilles feiern möchte, sollte in den Le Red Lion Pointe Rouge gehen. „Das ist das beste Pub, um ein Bier beim Strand zu trinken“, so die Fotografin. Die Auswahl an Bieren hier ist groß, zum Publikum gehören die Bewohner der strandnahen Bezirke Prado, Roucas Blanc und Pointe Rouge. 231 Avenue Pierre Mendés, www.pub-redlion.com

Kunst

Zu den ersten Adressen für Anhänger zeitgenössischer Kunst zählt für Faustine Martin die Rue de Chevalier Roze: „Hier gibt es jede Menge kleiner Galerien mit zeitgenössischen Werken“, erzählt sie, außerdem seien auch die Hausfassaden entlang der Straße einen Blick wert.

In den Gewölben der Les voûtes Virgo finden sich nach einer Renovierung 2014 nicht nur ein kulturelles und soziales Zentrum, Geschäfte, Restaurants und Bars, sondern auch „immer wieder temporäre Ausstellungen, die ein absolutes Must sind“, sagt die Fotografin. Wo zu finden? Am Quai de la Tourette,www.lesvoutesdelamajor.com

Und für die bleibenden künstlerischen Urlaubserinnerungen oder einfach nur zur Inspiration in Sachen Körperkunst lohnt sich ein Besuch des The Humble Tattoo Studio. www.facebook.com/humbletattoostudio , 15 Rue d'Endoume

(sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2019)

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